Klaus Kanzog

Militärische Leitbilder
in Spielfilmen der Bundesrepublik der 50er Jahre

Faktizität, Kunstfreiheit, Rhetorik

libri nigri Band 56

Abstract / Rezension


Klaus Kanzog (*1926) hat viele Jahre an der Ludwig-Maximilians-Universität München am Institut für Deutsche Philologie für die Etablierung der "Filmphilologie" gekämpft und in seinen zahlreichen Publikationen vor allem für historische Genauigkeit plädiert. Sein Handbuch zu 30 deutschen Spielfilmen der Jahre 1934 bis 1945 "Staatspolitisch besonders wertvoll" (1994) ist unter den Büchern zum NS-Film besonders wichtig. Im Verlag Traugott Bautz ist jetzt eine Studie über "Militärische Leitbilder in Spielfilmen der Bundesrepublik der 50er Jahre" erschienen, in der es um Fragen der Geschichtsvermittlung geht. Der Untertitel des Buches heißt "Faktizität, Kunstfreiheit, Rhetorik".

Kanzog untersucht acht Filme in ihrer argumentativen Nähe zur damaligen Debatte um die deutsche Wiederbewaffnung. Dies sind DES TEUFELS GENERAL (1954) von Helmut Käutner nach dem Theaterstück von Carl Zuckmayer, zwei Filme von Alfred Weidenmann: DER STERN VON AFRIKA (1957) und CANARIS (1954), vier Filme von Frank Wisbar: HAIE UND KLEINE FISCHE (1957), FABRIK DER OFFIZIERE (1960), HUNDE, WOLLT IHR EWIG LEBEN (1958) und NACHT FIEL ÜBER GOTENHAFEN (1969) und URLAUB AUF EHRENWORT (1959) von Wolfgang Liebeneiner. Ein eigenes Kapitel ist den neuen politischen Rahmenbedingungen Mitte der 50er Jahre gewidmet. Hochinteressant ist der Drehbuchkonflikt bei CANARIS zwischen Erich Ebermayer und Herbert Reinecker. Beim STERN VON AFRIKA gibt es Exkurse zu Weidenmanns JUNGE ADLER (1944) und Roy Ward Bakers EINER KAM DURCH (1957). Mehrfach werden die Romanvorlagen mit den Filmen (bei Frank Wisbar) verglichen. Und bei Liebeneiner geht der Blick zurück zu Karl Ritters Film mit demselben Titel aus dem Jahr 1938. Zum Schluss folgen Koordinaten der filmischen Wahrnehmung: Wehrmacht, Doppelstaat, Kinoerlebnis, Charisma und eine Konklusion zu Geschichtlichkeit und Geschichtsbewusstsein. Ein interessantes Buch zum bundesdeutschen Film der 50er Jahre.

Folgende Rezension erschien im Münchner Merkur, Nr. 270, vom 22. November 2016

Eine weitere Rezension erschien auf REGIE.DE - Der Adresse für Filmschaffende vom 19. Januar 2017

Eine weitere Rezension erschien in Filmblatt 61-62, 21. Jahrgang, Frühjahr 2017, Seite 147-149


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