Klaus Kanzog

Militärische Leitbilder
in Spielfilmen der Bundesrepublik der 50er Jahre

Faktizität, Kunstfreiheit, Rhetorik

libri nigri Band 56

Rezension


Imagepflege für Soldaten

Klaus Kanzogs Analyse der Militärfilme der jungen Bundesrepublik

Der deutsche Militärfilm in der jungen Bundesrepublik Deutschland hatte zwei Funktionen. Zum einen sollte er als Ehrenrettung für Offiziere und Mannschaften der ehemaligen Wehrmacht dienen und diese vom Generalverdacht einer Beteiligung an Kriegsverbrechen freisprechen, indem er legendäre "Helden" wie Rommel, Udet oder H. J. Marseille als Hoffnungsträger in einer trüben Zeit präsentierte. Diese Art von Filmen sollten zum anderen die Bevölkerung positiv auf die Wiederbewaffnung und die Gründung der Bundeswehr (1955) einstimmen und ihr ein makelloses und attraktives Image verschaffen.

Klaus Kanzog, emeritierter Literaturprofessor und Vater der Filmphilologje in München, untersucht in zwei klug bebilderten Vorträgen die Gestaltung der militärischen Leitbilder in einem Korpus von westdeutschen Filmen der Fünfzigerjahre - etwa "Des Teufels General", "Canaris", "Stern von Afrika", "Hunde, wollt ihr ewig leben". Bemerkenswert ist, dass viele der Regisseure ihre ersten Erfahrungen bereits bei der Ufa der NS-Zeit gemacht hatten. Kanzog zeigt auch, wie Filmförderung und Drehbuchänderung pro Militär in der Ära Adenauer Hand in Hand gingen. Ebenso klar analysiert er die Argumentationsstruktur der Kinofilme: Mit der Antithese zwischen dem bloßen ranghohen Befehlsempfänger und dem eigenständig denkenden, ethisch handelnden, aber jungen rangniederen Helden, mit starker Sympathielenkung durch charismatische Schauspieler wie Curd Jürgens oder 0. E. Hasse sowie mit dem Bezug der dargestellten Konflikte auf die alten soldatischen Werte Treue, Standesehre, Pflichtbewusstsein und Kameradschaft legen die Drehbuchschreiber eine Überredung und Umstimmung der militärmüden Bevölkerung an den Tag. Sie befinden sich damit in der Nähe zur politischen Entscheidung für die deutsche Wiederbewaffnung.

Hildegard Lorenz


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