Mit dem Verhältnis von wertnehmender Person und „werdender Gottheit“ untersucht Evrim Kutlu ein zentrales
Moment in Max Schelers Philosophie. Eine ihrer Grundthesen lautet, dass Schelers späte Metaphysik eine Weiterentwicklung seiner
Wertethik darstellt und dass darin ein Indiz für die Einheit seines Werks liegt. Evrim Kutlu verfolgt zwei Hauptziele: zum einen im Kontext von Schelers Neufassung der Metaphysik seine
Lehre vom „werdenden Gott“ darzulegen und zum anderen durch diesen Aufweis die innere Systematik von Schelers Denken zu dokumentieren.
Beide Ziele werden durch ein sowohl in werkgeschichtlicher als auch in sachanalytischer Hinsicht sich entfaltendes sorgsames
Textanalyseprogramm erreicht. Bis heute liegt keine größere Arbeit vor, die Schelers spätes Metaphysikkonzept, das im Werden des
Absoluten gipfelt, integral in der Kontinuität seiner früheren Werkphasen darstellt. Die Intention der Arbeit verdichtet sich im Schlusskapitel, das besondere Beachtung verdient, da hier aufgewiesen
wird, wie weitreichend und anschlussfähig die Spätphilosophie Max Schelers im Kontext aktueller ökologischer Fragestellungen ist
und welche gesellschaftliche Relevanz sich darin gerade für uns heute auftut, indem die Arbeit zeigt, dass eine solche ökologische
Grundhaltung sich konsequent aus der Entwicklung eines Philosophen ergibt, den es als zeitgenössischen Denker wieder zu entdecken gilt.
Die Autorin zeigt auf, welche Lebensform sich aus dem Konzept der Mitwirkung des Menschen an der Realisierung des Absoluten ergeben kann.
In der Konsequenz eines solchen Denkens erweisen sich Ökologie und ökologische Ethik dann als lohnenswerter und weitreichender Versuch
im Sinne eines ganzheitlichen Denkansatzes, die im Rahmen der anthropologisch-metaphysischen Analysen gewonnenen Erkenntnisse im Horizont
von Welt, Person und Umwelt zu konkretisieren.
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