Gegenwärtige deutschsprachige „Schöpfungsforschung" und Schöpfungswissenschaft", deren Entstehung und Genese
auf Mitte der 1970er Jahre datiert werden kann, erfuhr in ihrer Geschichte nur punktuell US-amerikanische, „kreationistische"
Einflüsse. Sie ist als eigenständiger, deutschsprachiger Modus der Begründung und Apologetik kreationistischer Wissensbestände
und kreationistischer Welt-und Daseinsorientierungen beschreibbar. Religionspädagogisch interessant und virulent wird das „schöpfungswissenschaftliche" Paradigma in seiner
Funktionalisierung als „schöpfungswissenschaftlicher" Didaktizismus. Letztgenannter Didaktizismus kann gegenwärtig als normativer pädagogischer und didaktischer Baustein von
Schule und Unterricht an evangelikalen Bekenntnisschulen (insbesondere im Milieu russlanddeutscher Spätaussiedler) namhaft
gemacht werden. Gleiches gilt für den im Bundesland Nordrhein-Westfalen neu eingeführten Religionsunterricht mennonitischer
Brüdergemeinden. Für vom Leitparadigma eines "schöpfungswissenschaftlichen Didaktizismus" her pädagogisch und didaktisch
normierte evangelikale Bekenntnisschulen ist seit Mitte der 1990 er Jahre ein kontinuierliches quantitatives Wachstum nachzuweisen.
Evangelikalen Bekenntnisschulen wird im Kontext russlanddeutscher Spätaussiedler Funktion und Aufgabe eines "gesellschaftstransfomativen
Evangelism" zugesprochen. Insgesamt haben evangelikale Bekenntnisschulen steigenden Anteil und steigende Bedeutung am gesamtgesellschaftlichen
"Trend zur Privatschule'. Mithin unternimmt es die vorliegende Untersuchung, Grundlagen für den kritischen religionspädagogischen Diskurs
zum bildungstheoretisch beobachtbaren Trend zu evangelikalen Bekenntnisschulen zu legen. Hierdurch, ebenso durch den Versuch funktionaler
und operationalisierbarer Begriffsdefinitionen, durchmisst die Untersuchung religionspädagogisch neues Territorium.
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