Der Marburger Theologe Rudolf Bultmann (1884-1976) behauptete 1941, die Bibel müsse entmythologisiert werden, um sie heute zu verstehen. Damit der moderne Mensch Behauptungen der Heiligen Schrift wie z. B. die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, seine Himmelfahrt oder seine Wunder akzeptieren und für sich als unbedingt notwendig ansehen könne, müssten sie aus dem alten Weltbild der Bibel herausgelöst und existential interpretiert werden. Seither befürchten viele, dass mit der Entmythologisierung oder existentialen Interpretation der biblischen Verkündigung nicht nur deren äußeres Gewand, sondern auch ihr Inhalt verloren geht. So entstand eine Entmythologisierungsdebatte, die bis heute andauert, auch wenn es in den letzten Jahren ruhiger um Bultmanns Thesen geworden ist. Manche wollten den Marburger Theologen als „Ketzer“ verdammen und ihn am liebsten von seinen Aufgaben als Professor einschließlich der Prüfung des Theologennachwuchses entbinden. Andere fanden seine Vorschläge hervorragend und für die Kirche dringend notwendig.
Dieses Buch eines der besten Kenner Bultmanns gibt einen guten Einblick in die wichtigsten Aspekte der existentialen Interpretation. Außerdem enthält es bislang unbekanntes Material über die frühe Entmythologisierungsdebatte. Vor allem regt es dazu an, in einer völlig veränderten kirchlichen und gesellschaftlichen Situation die Theologie Bultmanns neu zu bedenken und zu prüfen, wie weit seine damaligen Thesen heute noch bedeutsam sind.
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