Was heißt Kultur und wem gehört sie? Darüber besteht im Kontext der Geschichte und Gegenwart alles andere als Einigkeit. Der vorliegende Band dokumentiert nicht nur die Pluralität des Phänomen- und Themenbereichs des Kulturbegriffs, sondern auch die Pluralität möglicher analytischer und hermeneutischer sowie normativer Zugangsweisen zu diesem Bereich. In diesem Rahmen geht es um eine kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Dimensionen dieses Begriffs. Jede dieser Zugangsweisen hat Vor- und Nachteile, manche erscheinen besser begründet als andere, aber keine von ihnen kann als Königsweg gelten. Diese Vielfalt ist nicht nur unter dem Blickwinkel zu begrüßen, daß sie die Zahl der verfügbaren Optionen vergrößert, sie hat auch eine wichtige heuristische Funktion. Auf der Ebene des Gegenstandsbereichs führt sie zu einer Erleichterung des kulturellen Austauschs und der Diffusion kultureller Praktiken und Deutungen über Grenzen hinweg. Auf der Ebene des analytisch-hermeneutischen Zugangs öffnet sie den Blick für alternative Interpretationen und wirkt somit theoretisch befruchtend. In evolutionärer Sicht sorgt sie für eine Erweiterung des kognitiven ›Genpools‹, der für kreative Neukombinationen zur Verfügung steht. Die Offenheit für alternative Deutungen bildet die Grundlage sowohl von Kultur als Praxis als auch von Kulturanalyse als Theorie dieser Praxis.