Band 22
Karl-Friedrich Kemper
RELIGIÖSE SPRACHE ZWISCHEN BAROCK UND AUFKLÄRUNG
Katholische und protestantische Erbauungsliteratur des 18. Jahrhunderts in ihrem theologischen und frömmigkeitsgeschichtlichen Kontext

Rezension



Die vorliegende Monographie (zugl. Philosophisch-Theologische Hochschule SVD St. Augustin, Diss., 2015) bewegt sich in einem Zwischenbereich von Theologie-, Frömmigkeits- und Sprachgeschichte. Gegenstand der materialreichen Abhandlung sind sprachliche Veränderungsprozesse im Bereich der - in den Fachwissenschaften häufig pejorativ bewerteten - religiösen Erbauungsliteratur des 17. bis 19. Jh. Diese wirkungsgeschichtlich äußerst erfolgreiche Literatur wird sowohl für den katholischen wie für den protestantischen Bereich untersucht, wobei sich synoptisch jeweils zwei epochenprägende Autoren gegenüberstehen (Martin von Cochem - Benjamin Schmolck; G. J. Zollikofer - Th. A. Dereser). Den Abschluss bildet eine gesonderte Untersuchung zu J. M. Sailer als einer "Monumentalfigur" der Erbauungsliteratur des späten 18. Jh. Im Spannungsfeld von Tradition und Fortschritt sowie im konfessionell und amtskirchlich aufgeladenen Meinungsbild der Zeit vermochte Sailer durchaus eigenständige Wege zu beschreiten. - Die Untersuchung von K.-F. Kemper liefert einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des sprachlichen Ausdrucksverhaltens religiöser Gebrauchsliteratur zwischen Barock und Aufklärung. Sie besticht durch gediegene Kenntnis epochenspezifischer Charakteristika ebenso wie durch filigrane Ausdeutung des literarischen Werkes der genannten Autoren. Nicht zuletzt kann die Studie verdeutlichen, dass der weltanschauliche und religiöse Diskurs der Moderne sich sprachlich in vollgültigem Umfang auch unterhalb der sog. "Höhenkammliteratur" manifestiert.

Michael Embach, Trier



   
   
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