Aristoteles zählt die Fähigkeit zum Gespräch zur natürlichen Ausstattung des Menschen. Was für den griechischen Philosophen eine sonnenklare Evidenz besaß, verwirrt sich im Dialog der Kulturen zunehmend zum Mysterium. Wie soll ein Diskurs zustande kommen, wenn beide Seiten auf absoluten Positionen verharren? Presse- und Meinungsfreiheit auf der einen, das Bilderverbot des Islam auf der anderen Seite - wer sich auf absolute Positionen zurückzieht, reduziert Dialoge auf Monologe, sagt der Philosoph Hamid Reza Yousefi. Der Streit um die dänischen Karikaturen, so Yousefi, sei kein einmaliges Missverständnis zwischen Morgen- und Abendland, sondern ein strukturelles Problem. "Vor dem Dialog mit dem anderen steht das Ergebnis bereits fest. Aber ein Dialog ist keine Einbahnstraße", sagt er.
Yousefi, Friedensforscher der Universität Trier, veröffentlichte vor kurzem das Buch "Interkulturelles Denken oder Achse des Bösen" (Verlag Traugott Bautz), das sich dem Islam-Bild im christlichen Westen widmet. Sein Urteil über das Bild des Westens vom Islam: "Es ist weitestgehend primitiv." Der Dialog werde stets von oben herab geregelt. Der Westen müsse - wie der Dialogpartner - sich selbst und das Fremde zu verstehen suchen, bevor eine echte Verständigung möglich werde.