Der philosophische Teil des ökologischen Diskurses ist überfrachtet von einem alten, romantischen Topos:
Der Mensch habe sich von einer ursprünglichen Verwurzelung im Absoluten der Natur entfremdet, darin die Ausbeutung derselben
ermöglicht, und nun gelte es, diese Verwurzelung wiederherzustellen. Eine seiner heutigen Formen findet sich in der Öko-Phänomenologie.
Die These dieses Buches aber ist: Schon die Diagnose der ökologischen Katastrophe setzt jene „Entfremdung“ voraus, gegen die die
Öko-Mimesis vergeblich ankämpft. Über einen Paten der Öko-Phänomenologie, Merleau-Ponty, werden die Weichenstellungen dieses Diskurses
rekonstruiert, die in den Problemen der Kantschen Transzendentalphilosophie ihren Anfang nehmen. Aber von Merleau-Pontys Frühwerk tun
sich zwei Wege auf: Der eine führt über David Abram in den romantischen Topos. Der andere führt über den Begriff des Fleisches im
Spätwerk zu Lacan. Dieser zweite Weg erlaubt Ansätze für einen anderen Begriff von Natur als denjenigen, den jener romantische Topos
voraussetzt, und mündet in die These: „Natur“ als Absolutes ist nur als lacansches „Nicht-Alles“ denkbar. In einer minutiösen Entwicklung
der logischen Struktur dieser lacanschen Kategorie mit Russell und Kant und ihrer ontologischen Lesart bei Žižek lässt sich in der
Begründung dieser These hoffentlich das einleiten, was man den „ecological turn“ der lacanianischen Theorie nennen könnte. Die
ökologische Katastrophe zumindest fordert einen Ausweg aus den Sackgassen der Romantik.
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