Werner Busch/ Gabriele Münnix/ Bernd Rolf (eds.)

PHILOSOPHIE UND UMWELTBILDUNG

PHILOSOPHIE AND ENVIRONMENTAL EDUCATION

Rezension


Mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung widmet sich erstmals ein globales Entwicklungsziel dem Inhalt von Bildung. Denn in dieser Agenda haben sich die UN-Mitgliedsstaaten verpflichtet, bis 2030 eine Bildung für nachhaltige Entwicklung sicherzustellen. Die Autorinnen und Autoren des vorliegenden Bandes befassen sich vor diesem Hintergrund mit der Frage, welchen Beitrag der Philosophieunterricht dazu leisten kann.

Gabriele Münnix gibt in ihrem einleitenden Beitrag eine Übersicht über die verschiedenen umweltethischen Denkansätze in der philosophischen Tradition. Vor allem verweist Münnix darauf, dass die Philosophie zunächst Begriffe wie „Natur“ und „Verantwortung“ erst einmal klären muss, was zu dem – für die Weltklimakonferenz nicht unerheblichen – Problem führt, dass verschiedene Kulturen „durchaus unterschiedliche Traditionen in ihrem Natur- und Wertedenken haben“ können (21), wie etwa das animistische Naturverständnis im afrikanischen Denken oder die „fatalistischen Grundhaltungen“ im Volksislam (24) zeigen. Die folgenden Beiträge beleuchten in deutscher oder englischer Sprache die Möglichkeiten der Umweltbildung im Philosophieunterricht in ganz unterschiedlichen Ländern wie Norwegen, Italien, Kamerun und der Türkei. Dabei werden zum einen die Besonderheiten des Naturverhältnisses in den Umweltbildung im Philosophieunterricht gemacht.

Für den Schweizer Philosophieunterricht etwa plädieren Michelle Wüthrich und Juliette Gloor für das Vier-Dimensionen-Modell ethischer Tugenden nach Jason Baehr: Damit junge Menschen sich sachlich mit den ökologischen Problemen auseinandersetzen, ist das Sachwissen die primäre Dimension. Diese impliziert zum Beispiel die Kenntnis von UN-Berichten, aber auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem inflationären Gebrauch des Begriffs „Nachhaltigkeit“ und nicht zuletzt auch ein Wissen über Werte und Normen, die die Umweltethik betreffen. Weil aber allein die Sachebene nicht ausreicht, gehören zu diesem Modell ebenso die affektive, die motivationale und die urteilende Dimension.

Einen neuen umweltethischen Zugang in der deutschen Philosophiedidaktik eröffnet Rolf Sistermann: Unter Rückgriff auf Hartmut Rosas Begriff der Resonanzerfahrung zielt Sistermann darauf, den Schülern den Eigenwert der Natur zu vermitteln. Hieran ließe sich auch der Aufsatz von Laurentine Liliane Awono anknüpfen, die auf die besondere Kommunikation der Afrikanerinnen und Afrikaner mit der Natur eingeht. Gerade durch diesen internationalen Blick liefert der vorliegende Band viele neue Ideen zur nachhaltigen Umweltbildung und zeigt eindrucksvoll, welche große Bedeutung gerade das Fach Philosophie in der globalen Klimakrise hat.

Stefan Barz


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