Gerhard Burda

Cartesianische Simulationen

Virtuelle Realität und reale Virtualität

Band 106 der Schriftenreihe: libri nigri

Abstract / Rezension


Unterliegen wir bei allem, was wir als wirklich auffassen, einer Täuschung? Diese Frage wurde bereits in der Antike und im östlichen Denken gestellt. Aktuell spielen die Täuschungsszenarien von Descartes eine besondere Rolle in der Diskussion der so genannten Simulationshypothese: Diese legt nahe, dass wir in einer Computersimulation leben könnten, ohne es zu merken. Der australische, in New York lehrende Philosoph David L. Chalmers widmet sich diesem Problem ausführlich in seinem kürzlich erschienenen Buch Realität+.

Seinem Simulationsrealismus zufolge werden digitale Objekte und Umgebungen ebenso real erfahren wie Objekte und Umgebungen der Außenwelt. Was wäre aber, wenn der Simulationsrealismus selbst einer Täuschung unterliegt? Könnte es sein, dass wir uns selbst dann, wenn wir uns der jederzeit gegebenen Möglichkeit von Täuschung bewusst sind, darüber täuschen können, worüber wir uns täuschen? Die Täuschung könnte darin bestehen, dass in der virtuellen Realität nicht die Wirklichkeit, sondern nur der phantasmatische Zugang unseres Verhältnisses zur Wirklichkeit simuliert wird. Was erfahren wird, ist eine reale Virtualität (Wirkmächtigkeit), die nur in Form von Simulationen erfasst werden kann. Diese Differenz wird in digitalen Simulationen realisiert, aber nicht als solche reflektiert.


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