Das Buch "Ich war zu Hause" (Otthon voltam) ist eine Fortsetzung der Novellensammlung aus der Feder von István Fekete (1900-1970), die mit dem im Jahr 2021 veröffentlichtem Buch "Mitternachtsgeläut" begann. Auch diese Auswahl, wie das erste, im Mai 2021 erschienene Buch zeichnet ein vielfältiges Bild aus dem reichen Fundus der Schriften von István Fekete. Er ist ein Meister in der Beschreibung des (Land)lebens in Ungarn in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Fekete wuchs auf dem Land auf und wurde später Agraringenieur. Er arbeitete lange auf einem großen Gut als Verwalter. Später, schon während des II. Weltkrieges, bekam er eine Anstellung im Landwirtschaftsministerium in Budapest, wo sein Aufgabengebiet die Weiterentwicklung der ungarischen Landwirtschaft war, sodass er mit dem ländlichen Leben verbunden blieb. Es ist also nicht erstaunlich, dass das große Thema seiner Erzählungen das Leben in der ungarischen Provinz ist.
Wie immer nutzt der Autor eine Sprache, die den Leser in eine Gefühlslage versetzt, die die jeweilige Situation lebendig vor Augen führt. Seine Stilmittel wie die Personifizierung und Emotionalisierung der Tiere, Pflanzen, Gegenstände, Jahreszeiten etc. sind auch in diesen Novellen vorhanden und erscheinen vielleicht für manche Leser etwas ungewöhnlich. Diese Beschreibungsform rührt von den vielen Tierromanen her (z.B. "Vuk - der kleine Fuchs" oder "Luta - Geschichte eines Fischotters"), die ebenfalls aus seiner Feder stammen.
Natürlich muss man - ebenso wie im ersten Band - eine gewisse Sensibilität nicht nur für die blumige Ausdrucksweise und den oben erwähnten Stil mitbringen, sondern auch für die zeitlichen und geschichtlichen Verhältnisse, damit man die Texte besser verstehen und sich in die jeweilige Gefühlslage einfühlen kann.
Alle Schriften von István Fekete geben die konservativ-christliche Einstellung des Autors wieder, seine tiefe Menschlichkeit, den Blick für die wichtigen Dinge des Lebens, nämlich für Liebe, Versöhnung, Verständnis für andere, Selbstlosigkeit, Güte.
Fekete ist einer der meistgelesenen Autoren in Ungarn, veröffentlichte vor dem II. Weltkrieg zahlreiche Romane, Erzählungen, Bühnenstücke, Gedichte etc.. Nach 1945 wurde er von den kommunistischen Machthabern zunächst mit Publikationsverbot belegt, und erst nach der Revolution im Jahr 1956 konnte er wieder Schriften veröffentlichen. Allerdings beschränkte er sich in dieser Periode hauptsächlich auf politisch unverdächtige Tier- und Jugendbücher. Die ungarischen Kritiker bezeichneten seine Schreibart als "feenhaften Realismus", was so viel bedeutet, dass er die Welt nicht nur so darstellt, wie sie ist, sondern wie sie sein sollte. Der Autor versucht so, uns eine Aussöhnung mit diesem undurchsichtigen, menschlichen Leben näherzubringen. Er selbst hat wirre Zeiten mit Höhen und Tiefen erlebt und ist trotzdem von seiner Überzeugung, die er "das ewige Humanum" bezeichnete, nicht abgekommen. Wenn wir uns der Erzählweise von Fekete auf diese Art und Weise nähern, wird für uns das Lesen eine Entspannung bringen und zum Nachdenken anregen.
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