Eberhard Doll

Das Kloster Mariensee

Beiträge zu seiner Geschichte

Rezension


Eberhard Doll trat schon durch mehrere Veröffentlichungen zum zisterziensischen Frauenkloster Mariensee hervor, deren Inhalt er teilweise in dem vorliegenden Werk zusammenzieht. Das erste Hauptkapitel steuert aber Bernd Ulrich Hucker bei. Er datiert die zwölf frühesten Urkunden nicht ohne Grund neu und kommt auf diese Weise zu einem etwas späteren Gründungsdatum im frühen 13. Jahrhundert. Regesten dieser Urkunden liefert er als Anlage. Andreas und Claudia Sassen betrachten das Kloster aus kunsthistorischer Sicht; sie erkennen in Apsis und beiden östlichen Jochen der Kirche einen der ersten frühgotischcn Bauten der Region mit hochkuppeligem Innenraum, wohl unter dem Einfluss französischer Bauleute der Klosters Marienfeld, während das westliche Joch erst im folgenden Jahrhundert entstand. Die ursprüngliche Klausur, nach Kriegsverwüstung im 18. Jahrhundert durch eine Vierflügelanlage ersetzt, zeigte dagegen noch herkömmliche Romanik, wie sie aus einigen Indizien schließen. Auch an Fassaden und Innenwänden der Kirche finden sich romanische Details. Eberhard Doll untersucht sehr gründlich Ablassurkunden von 1263 und 1312, deren erste er ebenfalls neu zu datieren weiß, dann die Ordenszugehörigkeit unter dem Gesichtspunkt des klösterlichen Selbstverständnisses als zisterziensisch, während die Nonnengemeinschaft als benediktinisch galt. Die gewaltsame Einführung der Windesheimer Reform bildet ein eigenes Kapitel, ebenso die lutherischen Kirchenvisitationen von 1543 und 1588 bei dem fortbestehenden Kloster und der nunmehrigen Gemeindekirche. Memorien, Gebetsbruderschaften, Kapellen- und Altarstiftungen widmet er einen eigenen Abschnitt, behandelt dann den Konvent, also Äbtissinnen, die nachgeordneten Ämter der Priorin, Subpriorin, Schäfferin (Kellnerin), Küsterin, die Ablehnung von Eintritten, Gründe für Austritte, die Zahl der Nonnen und späteren Konventualinnen, die Pröbste und weiteren Weltpriester sowie die staatlichen Amtleute bis zum Übergang an die Klosterkammer in Hannover, blickt auf "sonstige Bewohner", zu denen Dienstmägde, Schülerinnen, Insassen der Krankenabteilung, die Schreibstube gehören, und den Klosterhof in Hannover, der neben seiner wirtschaftlichen Funktion in Notzeiten als Asyl der Stiftsdamen diente. Soweit sich Personen mit Namen und weiteren Daten feststellen lassen, führt er sie in mehreren Listen auf. Ein Anhang enthält Ablassurkunden von 1263 und 1312 sowie ein Wahlprotokoll von 1512 mit lateinischem Text und deutscher Übersetzung, Kurzbiographien der beteiligten Bischöfe, Varianten des Ortsnamens Mariensee, eine Stiftung des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg aus dem Jahre 1441 und eine Liste der Geistlichen des 16. und 17. Jahrhunderts. 25 Seiten Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein separat foliiertes Namenregister schließen den Band ab, der, abgesehen von dem etwas laienhart gefertigten Satz, einen hohen Lesegenuss schenkt.

Eberhard Grünert


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