Dieses Buch von Günther Neumann ergänzt seine oben von Alfred Denker besprochene Untersuchung zum Freiheitsbegriff von Leibniz
und Heidegger. In textnahen Interpretationen führt Neumann in dieser Studie in Heideggers Auseinandersetzung mit Leibniz ein.
Dabei zeigt er überzeugend, dass es drei verschiedene Hauptphasen dieser Auseinandersetzung gegeben habe. In einer ersten Hauptphase
habe sich Heidegger in der Vorlesung "Metaphysische Anfangsgründe der Logik im Ausgang von Leibniz" vom Sommersemester 1928 vor
dem Hintergrund von Sein und Zeit mit Leibniz beschäftigt. Die zweite Hauptphase verortet Neumann im Übergang zum Ereignis-Denken.
Der Fokus der Deutung Neumanns liegt nun auf Heideggers Seminar "Leibnizens Weltbegriff und der Deutsche Idealismus (Monadologie)"
aus dem Wintersemester 1935/36, in dem Heidegger Leibniz' Bedeutung für Kant und den Deutschen Idealismus zeigt (ohne allerdings
auf diesen trotz des Seminartitels ausführlich einzugehen). Die dritte Hauptphase setze schließlich das Ereignisdenken voraus.
Leibniz' Philosophie wird nun - Neumann bezieht sich insbesondere auf die für das Spätwerk zentrale Vorlesung "Der Satz vom Grund"
vom Wintersemester 1955/56 - im Rahmen des entfalteten seins geschichtlichen Denkens als zentrale Grundstellung der Geschichte der
Metaphysik gedeutet. Neumann zeigt dabei, inwiefern Heideggers Deutung der neuzeitlichen Technik und Wissenschaft auch vor dem
Hintergrund seiner erneuten Hinwendung zu Leibniz zu verstehen ist. Diese verständlich geschriebene Studie von Günther Neumann
zeigt überzeugend die verschiedenen Phasen von Heideggers Auseinandersetzung mit Leibniz' Philosophie. Gerade darin zeigt sich
aber auch deutlich der Gang und Wandel von Heideggers eigenem Denken. Ein wichtiger und inhaltlich höchst lesenswerter Beitrag
zum Verständnis von Heideggers Denkweg. Holger Zaborowski (Erfurt)
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