Literatur über das Osnabrücker Land
Der 1893 geborene evangelische Theologe Paul Leo hatte vonseiten beider Eltern "jüdische Wurzeln", wenn auch seine Vorfahren zu den assimilierten und getauften Juden gehörten. Sein prominentester Vorfahr war mütterlicherseits der Philosoph Moses Mendelssohn. Sein Vater war Professor für Altphilologie in Göttingen.
Nach gründlichem Studium der Geschichte und Theologie betätigte er sich sowohl wissenschaftlich als auch seelsorgerlich. So kam er 1930 auf die sechste Pastorenstelle an St. Marien in Osnabrück. Hier hatte er seelsorgerliche Sonderdienste in sozialen Einrichtungen, z B. Krankenhäusern und Gefängnissen, zu leisten. Nach der Machtergreifung wurde er als "Jude" und Mitglied der Bekennenden Kirche nach und nach aus diesen Ämtern entlassen und baute dann in der zu seiner Kirchengemeinde gehörenden, stark expandierenden, damals aber noch selbstständigen Gemeinde Haste eine blühende Seelsorge auf.
Im Rahmen des Novemberpogroms 1938 wurde er als Jude verhaftet, ins KZ Buchenwald verbracht und nach Folter und Misshandlungen zwei Monate später entlassen. Es eröffnete sich ihm die Möglichkeit, in die USA auszuwandern. Dort konnte er bald eine Gastprofessur in Pittsburgh wahrnehmen, war dann sieben Jahre Gemeindepastor in Texas und schließlich Professor an einem Predigerseminar in Dubuque / Iowa.
Der Autor Carsten Linden hat aus seiner profunden Kenntnis der Osnabrücker Pastorenszene in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts heraus, den Lebensabschnitt Leos in Deutschland mit Schwerpunkt auf die Osnabrücker Zeit akribisch behandelt. Sein Co-Autor Craig Nessan, selbst Professor am Seminar in Dubuque, hat es dann übernommen, uns von Leas Emigration nach Amerika und der Integration in der neuen Heimat zu erzählen. In seinem abschließenden Teil führt er dann in Leos theologische Arbeit ein.
Johannes Brand
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