Inge-Karin Reinecke

Das Vermächtnis der Inge-Karin

Schmerzliche und heilsame Erinnerungen

aus meinen Kinder- und Jugendtagen 1944-1962

Rezension


Schlimm war das Gefühl der Erniedrigung und das Unerwünschtsein
Flucht aus Osterode ins Ungewisse

Aus der Sicht eines 1940 geborenen Kindes und heranwachsenden Mädchens erzählt die spätere Schauspielerin Inge-Karin Reinecke von ihrer Flucht mit Mutter und Schwester im Dezember 1944 aus Osterode. Der Vater war mit Malaria aus dem Krieg gekommen, stieß später noch einmal zu seiner Familie, um sie dann mit einer anderen Frau zu verlassen. Der Text wird immer wieder durch kurze Psalme und Gedichte sowie Photos aus Ostpreußen unterbrochen, um dann mit Agnes Miegel melancholisch zu enden: "Liegt alles so weit zurück: Jugend und Heimatland, Freude und Glück".

Kaum eine Fluchtgeschichte berührt so viele Stationen: Leipzig, Berlin, Schwerin, Celle, Siegen und dann verschiedene Bauernhöfe, um wenigstens dem quälenden Hunger zu entgehen. Es war gelungen, über die "grüne Grenze" zu kommen aber die Verwandten im Westen wiesen sie kalt ab. "Schlimm war das Gefühl der Erniedrigung und das Unerwünschtsein - wir leben wie arme Pracher", musste die Mutter feststellen und Inge-Karin suchte für ein Jahr vergeblich ihr Heil in der Schweiz.

Der Leser erfährt nach den "schmerzlichen und heilsamen Erinnerungen" nur noch durch kurze Hinweise und Photos, dass die junge Ostpreußin schließlich in Hamburg die Schauspielschule besuchen kann, heiratet und zwei Söhne bekommt.

Norbert Matern


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