Bernd Jaspert

Menschen, Tiere und Ereignisse

Autobiographisches eines Theologen

Rezension


Ein dickes Buch von 677 beschriebenen Seiten legt Bernd Jaspert vor, in dem er sich erinnert an "Menschen, Tiere und Ereignisse". Für die Autobiografie eines Theologen mag dieser Titel ungewöhnlich sein - der Inhalt ist es auch: Mit einer Leichtigkeit plaudert der Autor zahlreicher Bücher über sein Leben und beschreibt dabei nicht nur die Entwicklung seines Denkens, sondern auch die vergangene Zeit auf eine sympathische Art, die nah am Menschen ist.

Was Jaspert selbst als Vorbehalt nennt, schränkt den Wert des Textes nur bedingt ein: "Ich vermute.., dass einiges von dem, was ich erlebt habe, nicht für andere, nur für mich selbst von Interesse und Bedeutung ist." (12) Im Gegenteil: Was "nur für ihn selbst von Interesse" sein müsste, erzählt er so entspannt und lebendig, dass Leserinnen und Leser eintauchen können in eine andere Zeit, in Geschichte, die in Geschichten zur Darstellung kommt.

So schreibt er darüber, wie sein Vater Anfang der 1930er Jahre "mit seiner kleinen Familie mitten ins Dorf umzog. Hier kaufte er in der Hindenburgstraße ein Haus mit Inventar. Bisher gehörte es der jüdischen Familie Lorig. Nachdem die Lorigs Hitlers ‚Mein Kampf' gelesen hatten, in dem die beabsichtigte Liquidierung der ‚jüdischen Rasse' deutlich beschrieben wurde, entschlossen sie sich zur Auswanderung nach Palästina. Sie wurden schnell mit meinem Vater handelseinig und verließen Deutschland kurz nach der Saarabstimmung 1935." (34) Die beginnende NS-Zeit bekommt durch solche Passagen Farbe, weil auf mitmenschlicher Ebene ohne den Druck zum Dozieren zwischen den Zeilen die Dramatik der Entwicklungen im wirklichen Leben deutlich wird.

Im Plauderton offenbart Jaspert durch den Lauf der Zeiten Freundschaften ebenso wie Lektüren, Lehrverhältnisse. .ebenso wie belastende Familienkonstellationen. Seine Ausführungen bringt er in drei Teilen, von denen die ersten beiden auf bereits 2011 und 2015 veröffentlichten "Erinnerungen eines Theologen" beruhen. Insgesamt 47 unterschiedlich lange Kapitel unterteilen den Text, der auf diese Art auch "häppchenweise" gut lesbar ist. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis nimmt am Ende fast 50 Seiten ein, zuletzt folgt ein fast 30 Seiten starkes Register.

Der lockere Stil des Buches, das erstaunlich leicht und interessant zu lesen ist, lässt schmerzlos darüber hinwegsehen, dass beim Lektorat nicht die allerletzte Sorgfalt geübt worden ist. Sonderzeichen, die falsch dargestellt werden; Fußnoten, in denen die ersten Zeichen des Satzes fehlen; undifferenzierte Einträge im Personenregister, die sich nicht auf die Erwähnung der Person im Text, sondern lediglich auf die Zitierung eines Aufsatzes derselben beziehen: Trotzdem ist dem Verlag Traugott Bautz zu danken, dass er das autobiografische Unternehmen Bernd Jasperts wohlwollend begleitet und zur Ausführung gebracht hat.

Ingo Schütz


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