Rainer Hackel

Rückkehr ins Paradies

Geschichten aus Ghana

Rezension


Wo die Uhren anders gehen

Rainer Hackel veröffentlicht sein drittes Buch mit Geschichten aus Ghana

"Ja, ich verstehe sie gut, diese Sehnsucht nach Afrika, nach der Berührung mit der Wirklichkeit, von der wir hier durch einen abwaschbaren, stoßfesten Plastikschirm getrennt sind" - diese Zeilen hat der deutsche Schriftsteller und Büchner-Preisträger Martin Mosebach in einem Brief an Dr. Rainer Hackel geschrieben. Der Nieder-Mörler Autor Hackel hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. In zwei Werken erzählte er von Ghana, dem Land, das, wie er sagt, in der westlichen Welt oftmals ganz anders dargestellt werde. Nun hat Hackel unter dem Titel "Rückkehr ins Paradies" dazu sein drittes Buch verfasst. In Hackels teils humorvollen, teils elegischen Geschichten aus Ghana verirrt sich der Leser in Accra, der unübersichtlichen Hauptstadt des westafrikanischen Landes. Er wird Zeuge der Komödie des Lebens,. die auf den Straßen und Märkten Ghanas täglich aufs Neue inszeniert wird.

Wie in den beiden ersten Büchern der Paradies-Reihe regt Hackel den Leser wieder zum Nachdenken an. So sind es gerade die alltäglichen Situationen, die reflektiert und verglichen werden. Möglichkeiten hierzu gibt es genügend, gewährt Hackel doch Einblicke in die traditionellen Gottesdienste, das Weihnachtsfest oder den Jahreswechsel in Ghana. Oder er schreibt ganz einfach über das Lebensgefühl und die Lebensfreude der Menschen. Letztere ist es, was den Gymnasiallehrer immer wieder fesselt. Seit über 20 Jahren reist Hackel bereits nach Ghana. In den Köpfen der Menschen habe sich ein klassisches Bild des afrikanischen Landes verankert. Bilder, die der Realität des schönen Landes widersprachen.

"In Ghana laufen die Uhren auch ganz anders", sagt Hackel. "Die Afrikaner haben ein ganz anderes Zeitgefühl." Hackel weiß, wovon er redet. Die Würde, der Stolz und die Schönheit des Landes haben ihn gepackt. Trotz allem vergisst er in seinen Beschreibungen nicht die Schattenseiten. "In dem Land müsste vieles verändert werden", weiß Hackel. Es geht ihm da unter anderem um das Bildungssystem, wo er Verbesserungen bei staatlichen Schulen anmahnt. "Zudem das Gesundheitssystem und die Infrastruktur." Einem Anpassungszwang an die westliche Welt dürfe das Land mit seinen kulturellen Traditionen dabei aber nicht zum Opfer fallen. Über seine Erfahrungen im fernen Ghana spricht Hackel, der an der Ernst-Ludwig- Schule Deutsch und Ethik unterrichtet, auch im Unterricht. Sein erstes Buch "Stromausfall im Paradies" zählt bereits zum festen Unterrichtsstoff in der Oberstufe. Hackel gibt seinen Schülern wertvolle Anregungen, spricht mit ihnen über den Druck der Globalisierung und die Bewahrung der eigenen Kulturen. Bislang hat er damit nur positive Erfahrungen gemacht.

"Die Schüler sind motiviert, möchten sich mit ihrer Identität auseinandersetzen." Eine frühere Schülerin aus Frankfurt ging sogar noch einen Schritt weiter: Sie verbringt derzeit ein halbes soziales Jahr in Ghana. "Eigentlich wollte ich niemanden dazu bringen, in das Land zu reisen", sagt Hackel. Trotz allem freue er sich, mit seinen Büchern zur Entscheidung beigetragen zu haben. Seinen nächsten Flug nach Ghana hat er ebenfalls bereits gebucht.


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