Jerzy Machnacz, Monika Małek-Orłowska, Krzysztof Serafin (eds.)

The Hat and the Veil
The Phenomenology of Edith Stein

Hut und Schleier
Die Phänomenologie Edith Steins

AD FONTES
STUDIEN ZUR FRÜHEN PHÄNOMENOLOGIE Band 3

Rezension


Der wissenschaftliche Beirat für das Buch Hut und Schleier. Die Phänomenologie Edith Steins, herausgegeben in der Serie Ad Fontes. Studien zur frühen Phänomenologie, besteht aus hervorragendsten Kennern der Edith Steins Gedanken aus der ganzen Welt. Auch die Autoren einzelner Artikel erfreuen sich eines hervorragenden Rufs. Viele von ihnen, wie z.B. Angela Ales Bello oder Markus Enders haben viele Jahre fürs Studium der Werke der heiligen Karmelitin gewidmet. Selbst die Auswahl der Autoren sichert ein sehr hohes Niveau der Abhandlung. Von ihrer Qualität zeugen auch die Themen der in vier Gruppen aufgeteilten Artikel. Das erste Kapitel bezieht sich auf klassische und oft vorgenommene Versuche der Gegenüberstellung der Ediths Gedanken und Gedanken der für sie wichtigen Denker wie z.B. Thomas von Aquin oder der ihr gegenwärtigen Denker wie Edmund Husserl oder Martin Heidegger. Diese vergleichende Methode bevorzugte auch selbst Edith, deren Werke inspirierende und als wertvollste betrachtete Versuche der Vergleiche von Gedanken des Heiligen Thomas und von Husserl enthalten. Auf Basis der Überlegungen erscheint in diesem Teil die Idee des schöpferischen Dialogs der Heiligen mit dem ihr in Hinblick auf die Zeit und Kultur nahen deutschen nationalsozialistischen Martyrer, Dietrich Bonhoeffer, als originellste und neue Idee.

Das zweite Kapitel wurde den ontologischen Fragen gewidmet. Der Leser kann hier eine kompetente Besprechung des Begriffs der Person, die in der Edith Steins Philosophie fundamental ist, eine auf Inspiration von Erich Przywara basierende Analyse der Relation zwischen Geschöpf und Schöpfer (Analogia entis), eine Zusammenstellung der Gedanken von Edith und ihrer Taufpatin Jadwiga Conrad-Martius sowie eine durch frühere Arbeiten über Einfühlung inspirierte Analyse der epistemologischen Folgen der Empirie der fremden Bewusstseins-Erfahrungen finden. Die letzte Frage ist neu und einzigartig, weil sie mit der Philosophie des menschlichen Dramas, entwickelt vom polnischen Philosophen Jazef Tischner - Schüler des hervorragenden Phänomenologen und Freundes der Heiligen, Roman Ingarden - zusammengestellt wurde. In diesem Kapitel findet seinen Platz auch ein sehr interessanter, und neuartiger Versuch der Gegenüberstellung der Edith Steins Phänomenologie mit Leistungen der Jesuiten, die Vertreter des Essentialismus des 17. und 18. Jahrhunderts waren.

Das dritte Kapitel bezieht sich auf theologische Themen. Hier findet man das Studium der Wege der Gotteserkenntnis bei Areopagita, typisch für die Reflexion über Edith Steins Theologie, insbesondere über bei ihr dominante mystische Theologie, sowie Zusammenstellung der Kreuzeswissenschaft aus dem Sein zum Tode von Martin Heidegger. Auch in diesem Kapitel kann der Leser ein interessantes, völlig frisches und einzigartiges Thema wie die Reflexion über das Wesen der männlichen Seele finden, die als Ergebnis des Spiegelbilds der ausführlichen, für die Edith Steins Werke charakteristischen Abhandlungen über die weibliche Seele betrachtet werden kann.

Schließlich bezieht sich das vierte Kapitel auf Artikel betreffend breit verstandene gesellschaftliche Thematik. Hier finden wir eine vertiefte Reflexion über das Wesen der Universität, aber nicht in Anlehnung an die Edith gut bekannten Überlegungen des Kardinals Newman, sondern im Dialog mit Karl Jaspers. Weitere Artikel betreffen die Toleranz und weltanschauliche Aufgeschlossenheit von Edith in Anlehnung an ihre Freundschaften mit Andersdenkenden, die gesellschaftliche Solidaritätsidee im Dialog mit Gedanken von Jozef Tischner, sowie sogar die Verzweiflung als Weg zum Gott auf Grundlage der Forschungen des polnischen Philosophen Mieczyslaw Gogacz. Man muss zugeben, dass alle in diesem Band enthaltenen Texte sich durch eine vertiefte und kompetente Reflexion über Edith Steins Werke auszeichnen. Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen die von mir erwähnten Artikel, die besonders neuartig sind. Aber auch andere Artikel aus dem Buch enthalten interessante, theologisch-philosophische Überlegungen, inspiriert durch Gedanken der Patronin Europas.

Priester Wojciech Zyzak


Copyright © 2016 by Verlag Traugott Bautz