Die "Bergzaberner"
Über Edith Stein (1891 bis 1942), ihr Leben und Wirken, über ihr bedeutsames philosophisches und theologisches Werk wurde inzwischen umfänglich geforscht und publiziert. Dennoch tun sich immer wieder Aspekte auf, die noch wenig ergründet sind. Dazu gehört alles um den "Bergzaberner Kreis", das angedachte
"Phänomenologenheim" in Bergzabern und die Verbindungen von Edith Stein
dorthin. Diesem "weißen Fleck" gibt die vorliegende beachtenswerte Arbeit von Joachim Feldes reichlich Kontur und Farbe, auch weit über die Fokussierung auf Edith Stein hinaus.
Die Phänomenologie war eine Richtung der Philosophie: Sie wendete sich "den Sachen selbst" zu, beschrieb sie "nüchtern, treu und gewissenhaft", führte "zu einer schlichten, sachgehorsamen und darin demütigen Erkenntnishaltung" (Edith Stein). Sieben Phänomenologen, darunter Edith Stein, bildeten um 1915 den "Bergzaberner
Kreis" um Theodor Conrad und Hedwig Conrad-Martius; deren Haus in Bergzabern, so die Idee, sollte das "Phänomenologenheim" werden; dies scheiterte, wurde aber doch prägend für die Phänomenologie. Damit setzt sich Joachim Feldes in seinem
Buch intensiv auseinander, aufbauend auf jahrelangen Nachforschungen unter anderem in den Nachlässen der "Bergzaberner". Da tun sich ganz neue, überraschende Einblicke auf, nicht nur in ihre persönliche Biografie, sondern auch in ihre philosophische, politische, gesellschaftliche Entwicklung - und in ihr religiöses Lehen, das in der Phänomenologie zunehmend bedeutsam wurde.
Die Erkenntnis dieses Buches: Die "Bergzaberner" betrieben Phänomenologie nicht um ihrer selbst willen, sondern bauten Brücken zu anderen Wissenschaften, vor allem auch zur Theologie. Gerade da spielt Edith Stein eine wichtige Rolle. Dies alles
darzustellen, als bedeutsam für heute aufzuzeigen, ist das große Verdienst der Arbeit von Joachim Feldes.
Klaus Haarlammert
Copyright © 2015 by Verlag Traugott Bautz