"In keinem anderen Land der Welt habe ich mich so frei gefühlt wie in Ghana."
Vielleicht lässt sich dieser Satz als Kernaussage des vorliegenden Buches verstehen. Wie bereits in "Stromausfall im Paradies" beschwört Rainer Hackel
in "Ärger im Paradies" den Zauber herauf, den Afrika und insbesondere Ghana von Jugend an auf ihn ausübten, Dieses Mal behauptet sich das erzählerisch-
anekdotische Element gegenüber dem Essayistischen des Vorgängerbandes. Wir werden unter anderem Zeuge seiner ersten Reise in jenes westafrikanische Land, das ihm, ungeachtet aller wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Spannungen in der Tat wie ein irdisches Paradies erscheint; wir erleben seine sich nicht gerade unkompliziert gestaltenden Bemühungen nach, an einen Strommast für sein
Grundstuck zu gelangen, und wir erfahren die Geschichte einer aus Deutschland nach Ghana zurückgekehrten Frau, die sich dem laxen Umgang ihrer Verwandtschaft mit ihren Besitztümern gegenübersieht und dem sehr kulanten Vorgehen der Polizei
gegen die Übeltater. Dem Land mit dem unbeliebten Präsidenten, dem korrupten Justizapparat und einer Exekutive, die zwar Verbrecher jage, der man aber besser nicht seine Fahrzeugpapiere zeigen sollte, wenn diese verlangt wurden, die aber gegen eine kleine Zuwendung auch gerne einmal ein Auge zudrücke, werden
Eindrücke aus Deutschland gegenüber gestellt: Hier werden Parkplätze vor Banken nicht von der Militärpolizei, wohl aber von aggressiven Handybesitzern überwacht, und hier halt man es für geboten, eine strikte Rangfolge unter deren Opfern festzulegen. Einem hierzulande immer noch allzu weit verbreiteten, sinnentleerten
Perfektionsstreben, das letztlich nie zum Ziel führt, wohl aber stets in Pedanterie mündet, bietet sich eine ‚afrikanische" Alternative an das Leben in seiner Unvollkommenheit hinzunehmen und somit einen Weg zu seiner Schönheit finden zu können.
Alexander Martin Pfleger
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