Die vorliegende Untersuchung widmet sich dem katholischen und habsburgischen Fricktal und dem reformierten bernischen Unteraargau, die beide Anfang des 19. Jahrhunderts zum Kanton Aargau verschmolzen. Sie zeigt deutliche Unterschiede in der Schulentwicklung beider Regionen. Dafür waren die andersartigen lebensweltlichen Voraussetzungen ursächlich. Während der Rechenunterricht z.B. im Fricktal vor Einführung des Normalschulunterrichts nur in wenigen Gemeinden eingeführt war, lernten die Schulkinder des Unteraargaus aufgrund von marktstrategischen und ökonomischen Überlegungen in rund einem Drittel der Gemeinden rechnen.
Die theresianisch-josephinischen Schulreformen im Fricktal gaben dann aber dem katholischen Schulsystem einen enormen Schub. Die Lehrer wurden zentral in Freiburg im Breisgau nach der Felbigerschen Methode systematisch ausgebildet, was eine Revolution des frühneuzeitlichen Lehrerberufes darstellt. Die Einführung des Normalschulsystems im Fricktal schuf um 1774 einen Schulstandard, den der Unteraargau erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts erreichen sollte. Die gute Ausbildung der katholischen Lehrer erfasste mit dem Schulmeister die zentrale "Schaltstelle" der Bildung, die auch die Forschung von John Hattie als Hauptursache für Schulerfolg sieht.
Daneben konnte eine ganze Menge weiterer Faktoren identifiziert werden, welche die These des protestantischen Bildungsvorsprungs entkräften und ein differenziertes Bild der Schulrealität am Ende des 18. Jahrhunderts nachzeichnen.
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