Aus der Predigt über Lukas 11, 14-28, die Reinhard von Kirchbach am 25. März 1973 (Sonntag Oculi) gehalten hat:
"Jeder von uns kennt die Lage, in der er gern etwas sagen möchte, aber das nicht ausdrücken kann, von der Schule oder dem Konfirmandenunterrieht oder wo es sei angefangen. Wir können etwas nicht zur Sprache bringen, stumm sind wir. Und wenn wir dem ein wenig weiter nachdenken, werden wir spüren, wie tief die Sprachlosigkeit in uns bereits Raum gewonnen hat. Wir nehmen das so hin, denken uns nicht viel dabei. In dem Evangelium wird deutlich, daß einer unter uns ist, dem das nicht paßt, und zwar um unseretwillen nicht paßt. Solange du nicht wirklich frei reden kannst, befreit bist gewissermaßen zur Sprache, zum Sprechen und Redenkönnen, solange bist du noch nicht wirklich Mensch. Auch hier brauchen wir nur einmal eine kleine Rückkontrolle einzuschalten. Am wohlsten fühlen wir uns, wenn wir einem Anderen uns so verständlich machen können, daß er ohne weiteres versteht und damit eine Verbindung zwischen uns entsteht. So also ist Christus unter uns und sagt, Ich will euch zu Menschen machen, die die Stummheit, die Sprachlosigkeit, die Mauer, die uns mundtot macht, durchbrechen. Ich treibe diesen Geist der Sprachlosigkeit aus euch heraus und mache euch zu freien Menschen, die sagen und reden und sich den Mund nicht verbieten lassen, durch wen es auch sei - bei Mir nicht verbieten lassen. Christus ist also der, der den Druck angreift, der uns nicht zum Reden, zum Sprechen, zum Gespräch bringen lassen will. Wie Seinen eigenen Feind greift Er ihn an."
Copyright © 2013 by Verlag Traugott Bautz