Reinhard von Kirchbach

Dialog aus Glauben

Vorträge und Aufsätze zum Zusammenleben der Religionen

Band 10 der Werkausgabe der Schriften von Reinhard von Kirchbach
herausgegeben von Hans-Christoph Goßmann und Michael Möbius

Rezension


Da werden mir von einem Freund zwei Bände zum Lesen gegeben. Zunächst: Ich glaube den interreligiösen Dialog. Zugänge zum Leben und Wirken des Wegbereiters Reinhard von Kirchbach, hg. von H.- Chr. Goßmann und M. Möbius (2008), mit einführenden aber substantiellen und zugleich mitreißenden Beiträgen von Christen, aber auch von einem Hindu, einem Buddhisten, einem Muslim. Und dann: Was soll meine Arbeit sein? Meditative Gebete und Reflexionen zur Aufgabe eines Christen im interreligiösen Dialog (2009), mit (ich sag es einmal so) mystischen Zwiegesprächen mit Gott in dichter poetischer Sprache, die einen selber unmittelbar in die Gegenwart Gottes stellen. Und auf einem Prospekt die Ansage einer Werkausgabe der Schriften von Reinhard von Kirchbach, in elf oder zwölf Bänden. Bislang wussten offenbar nur wenige von der Ausstrahlung dieses Mannes, und plötzlich
- zehn Jahre nach seinem Tod (1998, geb. 1913) - erscheint er als ein Pionier und wesentlicher Zeuge eines im meditativen Gebet zugewachsenen Weges der interreligiösen Begegnung. Ein über Jahre durch- probter und als fruchtbar erwiesener Weg der gemeinsamen Öffnung
- in der Stille und im Gespräch - für Den, oder Das, sich so Eröffnende und die verschiedenen religiösen und auch kulturellen Traditionen
- "unvermischt aber nicht getrennt" - gerade so neu Belebende und gegenseitig Befruchtende.

Und nun die beiden angegebenen und vorzustellenden Bände. Herdfeuer Gottes: Diese meditativen Gebete sind Zeugnis des von R.v.K. täglich geübten sich Aussetzens an die Leuchtkraft des göttlichen Lichtes, an das Feuer der göttlichen Liebe, die den Betenden zu einem Herdfeuer Gottes macht. Licht, das überall strahlt, Feuer, das überall brennt, aufschließend für die gesamte Welt Gottes, in der der jeweils Andere seinen Platz hat, in der die Verschiedenheiten bestehen bleiben aber sich - eben im interreligiösen Dialog - ihrem jeweiligen Urquell öffnen, der sich als ihrer aller Urquell erweist und sie alle in Zucht nimmt und sie gegenseitig hörfahig, auch im Gespräch hörfähig macht und sie so, als Verschiedene, nicht als Synkretisten, verbindet.
Die grosse Heimkehr beginnt dort, wo ihr zu Hause seid.
Darum könnt ihr eure Wege gegenseitig nicht einsehen.
Die Heimkehr vollzieht sich zu Mir allein.
Darum muss euer Glaube immer lebendiger werden und immer tiefer dringen.
Denn in ihm wohne Ich bei euch.
ICH halte euch ohne Furcht unüberbrückbar eigenständig,
für euch unfassbar verhüllt in Meiner Welt vereint.

Dialog aus Glauben: Diese Vorträge und Aufsätze geben einmal lebendig Einblick in die effektiven, von R.v.K. organisierten interreligiösen Begegnungen der jeweils über Wochen dauernden "Konvivenz" (Zusammenleben), dann Rechenschaft über ihren Grund und ihren Zweck. Es geht darum, Gott Raum zu schaffen, "aus Glauben zu Glauben". Die Verschiedenheit der Religionen ist Schicksal - zumal heute in unserer multireligiösen Gesellschaft-, das Zusammenleben ist verantwortungsvolle Aufgabe. Das Schicksal wird von R.v.K. nach Teilhard de Chardin als Ausweitung des Bewusstseins verstanden; man kann es auch vom Christus Rekapitulator (in dem Gott alle Dinge zusammenfasst) her verstehen. Die Aufgabe wird nach R.v.K. nicht durch eine Theologie der Religionen gelöst, sondern durch eine Theologie des gemeinsam geübten Betens im Sinne des oben Gesagten.
Dialog ist Lüge, wenn er "nicht aus dem Glauben geht" (Röm. 14,23).
Dialogaus Glauben aber ist heute in der Nachfolge ]esu ohne Einschränkung das Gebot der Liebe.
Ein Ruf an die Kirche. Wer ist hier im Besonderen gefragt? Etwa auch die Michaelsbruderschaft?

Gérard Siegwalt


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