Markus Porsche-Ludwig, Jürgen Bellers

Umdenken in der Politik

Grundzüge politischer Ethik

Rezension


Die Autoren plädieren für eine politische Ethik, die ihrer Ansicht nach entschieden christlich geprägt sein sollte. Sie wenden sich damit gegen ein vermeintlich "positivistisch-affirmatives Politikverständnis"(10) der Gegenwart, das sich einer Kritik der bestehenden Verhältnisse weitgehend enthalte. Bellers und Porsche-Ludwig sind bestrebt, dem einen normativen Begriff des Politischen entgegenzusetzen, der sich am Möglichkeitsraum der Freiheit und am Mythos orientiert. Es seien die "'Augenblicke' existentieller Umkehr/Öffnung/Erschütterung [,...] die Politik bestimmen". Aus jenen Augenblicken entstünden Mythen, die kollektiv erinnerte[n] Erschütterungen einer Nation (1945, 1.789 usw.)" (14). In ihnen, ihrer Wiederaneignung, Erinnerung, Wiederholung, führen die Autoren aus, liegen zahlreiche Potenziale für die Politik. Die Mythen konnten als Ausgangspunkt dienen, damit "der Mensch von der Beherrschung der Welt lässt" (20), denn sie lägen jenseits der positivistischen Technik. Über eine reichlich eigenwillige Reflektion zur Bedeutung des Liebesbegriffs für das Sein im Diesseits kommen die Autoren zu einer ebensolchen Fragereihung: "Stehen Gesetze nicht immer unter eschatologischem Vorbehalt? Ist Abtreibung nicht die Elimination des Anderen? Ist wahre Liebe nur zwischen Mann und Frau möglich" (22)? Sie beantworten dies mit einem Ja, doch Liebe sei barmherzig und erkenne diese Dinge als Faktum, aber nicht als Norm an. Bereits an dieser Stelle wird sicher so mancher Leser nicht allein zur Argumentationsführung grundsätzliche Einwände haben. Einführend beziehen sich Bellers und Porsche-Ludwig außerdem auf Hannah Arendt und finden dann schnell den Übergang zu Heidegger, dessen, man ist mit Adorno versucht Jargon" zu sagen, sie sich aneignen. Sie formulieren im Kontext von Expertenwesen und Politikberatung "Enthüllt sich dem Anderen, dem zu Beratenden, sein geworfenes Entwerfendsein aus seinem vorangehenden Enthülltsein, so wird er sich in seiner Sorge durchsichtig" (87). Undurchsichtig hingegen sind viele Passagen des Buches Eine kritische Betrachtung der Verquickung von mythisch-religiösem Denken mit dem Politischen fehlt leider ebenfalls.

Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg


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