Reinhard von Kirchbach

Komm, ICH will mit dir reden

herausgegeben von Hans-Christoph Goßmann und Michael Möbius

Band 5 der Werkausgabe der Schriften von Reinhard von Kirchbach

Abstract / Rezension


Aus dem Klappentext

Propst i.R. Reinhard von Kirchbach hat in poetisch-meditativer Form zur Sprache gebracht, was ihm im Dialog mit Buddhisten, Christen, Hindus, Juden und Muslimen wiederfahren und aufgegangen ist. In dem vorliegenden Band sind die drei Schriften "Komm, ICH will mit dir reden" (1985, Indien), "Steh auf, der Morgen naht" (1986, Israel) und "Spiegelungen des Glaubens (1987, Pakistan) zusammengefasst. Die meisten der Texte sind Gebete. In seinen Verlegenheiten, mit seinen überraschenden Beobachtungen, seinen Fragen und großen Erwartungen wendet sich der Autor an Gott. Und was er sich von Gott her gesagt sein lässt, kommt dem Leser in direkter Gottesrede zu Gehör.

Inmitten seiner Begegnungen mit H i n d u s und ihren heiligen Handlungen ließ er sich von dem Dreieinigen Gott ansprechen - nicht g e g e n den Glauben der Gastgeber, sondern durch ihren Glauben erweckt. So schrieb er nach dem Besuch des Tempels Parashinikadavu in Kerala, der Sri Muthappan geweiht ist, Folgendes auf:

ICH brauche dich, / daß du die Tiefe erkennst, / in der Mein Wort unter euch wohnt. ICH brauche dich, / daß du das Lachen des Unverstandes / hinter dir läßt, / und dich einbiegst / in die Arbeit Meines Segens.
ICH brauche dich, / daß du die Zeichen erkennst, / unter denen Ich Meine Wege verberge…
(Seite 18)

In I s r a e l zerriss es ihn innerlich, wie eine Anspruchshaltung auf das "Heilige Land" Konflikte aller Art anheizte und der Intention der Verheißung Gottes nicht gerecht wurde. So schrie es in ihm eines Tages:

"Mein Gott, / was ist das für ein "heiliges Land"?
Ich bin noch tief in meiner Blindheit / versunken. / Ich denke manchmal, / es ist das Land und das Volk, / aus dem Du / Dir / zuerst / aus Steinen / Kinder erwecktest:
steinerne Herzen, / blinde Augen, / taube Ohren / und Füße, die keinen Schritt weit / gehen können, / aber dies alles / unter Deiner Verheißung. / D a s ist das "heilige Land", / das Du Dir ausgesucht hast, / damit keiner eine Entschuldigung hat / und keiner verzweifelt. / Denn / s o / sind wir alle…
Darum / gehören wir doch alle zusammen, / weil wir a l l e herausgerufen sind / aus dem kleinen Grab unseres Lebens, / und aus dem großen Grab, / in dem unsere Nationen / mit den Bekenntnissen ihres Glaubens / begraben liegen.
(Seite 79f.)

Oft wusste Reinhard von Kirchbach im konkreten Gespräch nicht weiter. Bei M u s l i m e n zu Gast schrieb er auf:

Meine Seele irrt umher / und weiß nicht, / wo sie sich niederlassen kann. / Das Haus, in dem ich wohne, / scheint nicht bewohnt zu sein. / Der Wind streicht vorbei. / Aber er bringt mir / den Duft nicht, / auf den ich warte.
Warum sind meine Lippen trocken? / Und warum tut mein Herz sich nicht auf? / Ich hocke in einem Winkel der Erde / und weiß doch, / daß alles offen steht / inmitten der Ankunft des Herrn.
(Seite 159)

Dabei hatte er einige Tage vorher noch die Weisung gehört:

ICH bitte dich, / ICH gebiete dir / und weise dir den Weg, / dass du deinen Bruder / in der Anrufung seines Glaubens / nicht im Stich lässt. (Seite 158)

Vierzehn Tage später brach es dann aus ihm heraus:

DU / hast mich einen Bruder finden lassen, / der mir erfüllt scheint / von der Erlaubnis, / Deinen Namen / mit der Kraft seines ganzen Wesens / anzurufen; / und durch die Begrenzungen seines Lebens / hindurchzustoßen / in d e n Raum, den wir Deine Liebe nennen. / Er ist uns zum Zeugen geworden / für die Kraft des Zuges, / mit dem Du ihn ziehst. / Er hat uns angeführt / mit der Arbeit und Mühe seines Geistes / unter dem Muster seiner Anrufung, / Dir / in die Tiefe Deiner gegenwärtigen / Wahrheit und Fülle / entgegen zu fliegen. / ALLAH / HU. (Seite 177)

Es sind also spirituelle Dialogtagebücher, die aus dem jeweiligen augenblicklichen Geschehen heraus geschrieben sind und deshalb heute frisch sind wie am ersten Tag. Was den Lesern geschieht, wenn sie auf die Höhen und in die Tiefen der interreligiösen Begegnungen mitkommen, und ob sie sich dem aussetzen mögen, kann sich wohl erst "unterwegs" zeigen. Unverändert im Glauben und Verstehen wird man kaum bleiben können.

Michael Möbius


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