Christian Blankenstein-Halama

Vergessen - Verkannt - Verfemt

auf den Spuren (fast) vergessener Österreicher

Rezension


Gruppenbild mit einer Dame: Als gelehrige Schüler unserer Unterhaltungsindustrie kennen wir zwar Namen wie z. B. Pamela Anderson, hinter denen oft eine medienwirksam gemanagte NichtPersönlichkeit steht, während Namen, die uns viel näher stünden, blass oder unbekannt bleiben.

Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, in angenehmem Parlando interessante alt-österreichische Persönlichkeiten zu reanimieren, hochbegabte, liebenswürdige, gutmütige, mutige und engagierte, unternehmungslustige, produktive, reformfreudige, anti-autoritäre, freisinnige und kämpferische Charaktere, die in der alt-österreichischen Gesellschaft aufwuchsen und diese oft gegen hartnäckige Widerstände mit ihren Ideen bereicherten. Nicht selten erhielten sie dafür höchstes kaiserliches Lob und konnten ihre Erfolge feiern, mussten aber auch Misserfolge hinnehmen oder bewirkten ihren eigenen Absturz.

Die Erinnerungsbühne betreten: der liebenswürdige Musiker "Papa" Antonio Salieri, dem spätere Sensationsmacher einen hinterhältigen Giftmord an Mozart zuschrieben, die unglaublich beliebte Burghofschauspielerin Josephine Wessely, der erfolgreiche und später gescheiterte Textdichter Lorenzo da Ponte, der Kämpfer für die Feuerbestattung Oskar Siedek, der freisinnige Weltpriester Julius Pederzani, der geistliche "Eulen-spiegel" Wenzel Hocke, Franz Xaver Wurm, ein genialer Techniker, der erfinderische Tausendsassa Wolfgang von Kempelen, der obrigkeitshörige Mitläufer Arthur Seyß-Inquart, der fanatisch-problematische Charakter Georg Ritter von Schönerer, das Fliegerass Godwin Brumowski, der reformfreudige anti-jesuitische Gerard van Swieten, der Gründer des Wiener Rettungsdienstes Baron Jaromir von Mundy, der warmherzige jüdische Arzt und Malariaforscher Dr. Julius Mannaberg, der Altmeister der Bienenforschung Johann Dzierzon und die mystische Figur des Grafen Leopold Georg von Saint Germain. Details aus ihrem sozialen Umfeld machen die Lektüre griffig.

Die Sympathie unseres Autors gilt den antiautoritären, "ketzerischen", antiklerikalen, humanistischen Persönlichkeiten, die sich selbst treu blieben und lieber die Exkommunikation auf sich nahmen, als sich einem Unfehlbarkeitsdogma zu unterwerfen.

Das Buch ist eine Fundgrube für Schüler-Referate und bietet gute geistige Grundnahrung für junge Demokraten!

Dieter M. Messner


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