Winfried Döbertin

Das Judentum und der Jude Jesus aus Nazareth

Gemeinsamkeiten und Differenzen in derWirkungsgeschichte

Ein Dialog mit Papst Benedikt XVI.

Abstract / Rezension


Auf jeden Fall gilt, dass das Buch sich gut eignet für Religionslehrer, die dem Motto "Religionsunterricht für alle" verpflichtet sind.
In unseren Klassen befinden sich ja Angehörige verschiedener Religionen, was unseren Unterricht ungemein bereichert.
Heidemarie Schoffer, Religionslehrerin an einem Gymnasium in Hamburg-Blankenese


Winfried Döbertins Buch "Das Judentum und der Jude Jesus aus Nazareth" will über Gemeinsamkeiten und Differenzen im Judentum und Christentum aus neuerer Sicht belehren. Es ist in Kapitel eingeteilt, die dem Leser schon über den Inhalt einen hinreichenden Überblick vermitteln und die in der Lage sind, Interesse zu wecken. Zum Beispiel: "Der Glaube an einen Gott und seinen Bund im Judentum - Jesu Lebensstil - Staat und Kirche - die Verfolgung".

Döbertin rechnet zur Ökumene im weitesten Sinne das Judentum als eine Wurzel des Christentums. Er bezieht sich dabei in seinen Ausführungen auf Albert Schweitzer und auf Shalom Ben Chorin. Gedanken zu diesen Themen, die sich viele Menschen schon selbst einmal gemacht haben, versucht der Verfasser aus jüdisch-christlichen und historischen Erfahrungen zu erklären und zu untermauern.

Das Buch ist in leicht fasslichem Stil spannend geschrieben und für die Hand wissbegieriger Studenten und Oberstufenschüler weiterführender Schulen vortrefflich geeignet.

Erfreulich ist außerdem, dass der frühere Hamburger Bürgermeister, Herbert Weichmann, als Lehrer und Freund des Verfassers genannt wird. Moses Mendelssohn, Leo Beck, Lessing und Adolf von Harnack stehen für W. Döbertin in der Tradition der Aufklärung, die er als Pädagoge und Historiker seiner Leserschaft, vor allem der Jugend, vermitteln möchte.

Waltraut Rubien,
Ehrenvorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft
Präsidentin der "David Ben-Gurion Stiftung in Deutschland"


Begegnung nach Jahren: Winfried Döbertin hat Joseph Ratzinger schon einmal in Rom getroffen, als dieser noch Kardinal und Leiter der Glaubenskongregation war. Das Gespräch von damals zwischen dem Theologen Ratzinger und dem Historiker Döbertin hat jetzt seine Fortsetzung gefunden in dem Buch "Jesus", das der jetzige Benedikt XVI. im letzten Jahr herausgegeben hat und dem vorliegenden Band von Winfried Döbertin.

Verhandelt wird in beiden Büchern die seit Adolf von Harnacks "Wesen des Christentums" immer wieder gestellten Fragen nach der Bedeutung Jesu für das Selbstverständnis des Christentums und das Verhältnis von Juden und Christen. In der Tradition Harnacks steht auch die Kritik dogmatischer Einengung der Vernunft.

Der Historiker und Pädagoge Döbertin legt in seinem Buch den Schwerpunkt auf die Darstellung der Wirkungsgeschichte jüdischen Glaubens und ihre Übereinstimmungen und Unterschiede zum Christentum. Dabei beschreibt der Autor die Entwicklung vom "ethischen Monotheismus" im Gottesbild der Thora zum personalen Gottesbild des "barmherzigen Vaters" bei Jesus und ihre ethischen und kirchengeschichtlichen Konsequenzen.

Insgesamt ist das allgemein verständlich gehaltene Buch ein Gesprächsbeitrag zum Verhältnis von Christen und Juden; zudem eine Stellungnahme in der wichtigen Diskussion um das Selbstverständnis der Kirche und ihre zukünftige Gestalt.
Dietrich Kreller, Pastor in der Nordelbischen Evang. Kirchenzeitung


Das Besondere an Döbertins Buch ist die religionsphilosophische Sicht oder einfach die gelungene Zusammenschau von christlicher und jüdischer Religion. Unbestritten - wie Ernst Lohmeyer schon vor 1933 nachdrücklich darüber schrieb - hat das Christliche seine Wurzeln in den heiligen Schriften und Glaubenserkenntnissen der Juden. Das Christentum sieht Döbertin als die Vollendung und die höchste Gestalt der jüdischen Religion an. Wichtig und pädagogisch sehr hilfreich für jüngere Leser und Anfänger mit spezielleren Fragen zu verschiedenen Glaubensweisen ist die Gesamtschau und Erklärung der biblischen Geschichten und neutestamentlichen Texte. Es dürfe "von einer mythischen Erzählweise gesprochen werden"; denn es gehe darin "um das Verhältnis von Gott und Menschen, erzählt wird aber in recht menschlichen Bildern und Vorstellungen" (S.26f). Nach Johannes und Paulus sollte man von einer Logos-Theologie als zur-Sprache-Bringen reden, dass in Jesus Gott selbst gesprochen hat; "Gott Israels" - habe er nicht "in ihm einzigartig gewirkt, sich dargestellt und anschaulich erfahrbar gemacht, sich als der Liebende an sich >>geoffenbart<< ?" (S. 77)

Damit achte ich Döbertins neues Buch als ein Zeugnis für das eine wirksame Wort von Gott, wie schon die frühen Lehrer der Kirche, als die Bibel gegen Ende des 2. Jahrhunderts fertig war, von ihrer untrennbaren Einheit überzeugt waren. Der Autor hilft uns zu verstehen, warum und wie die Botschaft durch die Zeiten zu uns kam und dass sie ungehindert heute lebendig angenommen wird.

Prof. Dr. Horst Eduard Beintker,
von 1961 bis 1983 Direktor der Systematischen Abteilung des Instituts für Theologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena


Viele haben sich mit den jüdischen Wurzeln des Christentums beschäftigt - eine schwierige Arbeit, weil das Christentum sich aus mehreren Quellen entwickelt hat, und das Judentum nur eine davon ist. Ist das Christentum wirklich als eine Fortsetzung des Judentums zu betrachten? Nein, es wurde relativ früh entschieden, so viele Bindungen wie möglich zu trennen - Speisegesetze, Sabbat, Beschneidung und mehr. Und doch, die Gründer der neuen Religion - einschließlich Jesus, die Jünger und Paulus - waren Juden zu ihrer Zeit.

Döbertin stellt ganz am Anfang fest, für ihn ist das Judentum ein 'ethischer Monotheismus' und die biblischen Erzählungen enthalten 'tiefe menschliche Wahrheiten'. Die ethischen Gebote wie die Zehn Gebote verlangen den Blick auf die Welt und Pflichten gegenüber Gott und den Mitmensch zugleich. Trotz einer positiven Beschreibung des Judentums, es besteht auch eine Unheilsgeschichte. Auch wenn Jesus seinen Gott als einen "zärtlich liebenden Vater" anspricht. Es ist natürlich schwierig, zurück zu dem historischen Jesus von Nazareth, einem Juden seiner Zeit, den Weg zu finden. Und wie ist es vom Judentum zur Christologie gekommen? Hat Jesus sich selber als messianische Figur bezeichnet? Wie ist die Bezeichnung von Jesus als 'Bild Gottes', in dem Gott war nach Paulus zu verstehen, die Döbertin geschichtlich verstehend interpretiert? Döbertin versucht die Jesus-Geschichten und die Wunder, die berichtet sind, sowohl historisch-kritisch wie 'meditativ' zu verstehen.

"Hat Jesus eine Kirche gegründet?", fragt Döbertin. Betrachtet man die heutigen Großorganisationen aller Konfessionen mit ihren hierarchischen Strukturen, so mag man zu dem Urteil gelangen, Jesus hat eine solche Kirche nicht gegründet. Denkt man zudem daran, dass Jesus und die frühen Christen von der Naherwartung der baldigen Wiederkunft Jesu geprägt waren, so kann das diese Auffassung bestärken.

Döbertins Buch möchte einem Dialog mit Papst Benedikt und dessen Jesus-Buch dienen. Aber angesichts der Skepsis des Autors gegenüber Institutionen der Kirchen ist es wohl eher ein innerer Dialog des Autors mit sich selber. Ein bekennender ökumenischer Christ sucht die Begegnung mit dem Judentum, wie es war - und zum Teil - wie es ist. Er weiß, dass Jesus Jude war und alle seine Lehren ihre Wurzeln im Judentum hatten. Die Fragen sind nicht neu, aber sie werden hier von jemandem gestellt, der einen gemeinsamen Weg aus traurigen und sogar grausamen Missverständnissen der Vergangenheit sucht.

Landesrabbiner Dr. Walter Rothschild. Nov. 2008


Der Hamburger Theologe Prof. Dr. Herwarth von Schade schrieb an den Verfasser Winfried Döbertin:
"... Nach der Lektüre von "Das Judentum und der Jude Jesus von Nazareth" möchte ich Ihnen danken, dass Sie mich an dieser Arbeit teilnehmen ließen. In einem Dialog mit Papst Benedikt gehören sicher auch die sehr ausführlichen Paraphrasen biblischer Texte des Alten und des Neuen Testaments. Insofern ist das eine sehr lutherische Schrift. Bei einer Zweitauflage sollte vor allem ein Nachtrag geliefert werden zu dem Wandel des israelitischen Gottesbildes vom "Herrn der Heerscharen" zum Vater des Volkes und von Einzelnen; auch über das Verhältnis des Paulus zu seinem Volke am Ende des Römerbriefes. Der Christ Paulus blieb immer seinem jüdischen Volke auf das Tiefste verbunden.

Die Versöhnungsworte von Papst Johannes XXIII. sind ergreifend. Um dieses Zitates willen schon hat mich Ihr Buch innerlich bereichert..."


Klaus Koch, Prof. em. für Altes Testament und Altorientalische Religionsgeschichte in Hamburg:
"Ihr intensives Bemühen, die Kluft zwischen Judentum und Christentum im Blick auf die Wirkungsgeschichte des Bibel zu überwinden, beeindruckt mich, so beim Nachzeichen der Moses- und Abrahamsgeschichte oder des Gottesbildes Jesu, aber auch einer Aktualisierung der Schöpfungsidee.

Mit dem Problem Jesus kommt keiner von uns zu Lebzeiten zu Ende."


Ein weitere Rezension erschien in der Neuen Kirchenzeitung (Kath.) Nummer 4, vom 25. Januar 2009


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