Martin Kämpchen

Dialog der Kulturen

Eine interreligiöse Perspektive

herausgegeben von Hamid Reza Yousefi und Ina Braun

Rezension


In dem großen, lesenswerten Band mit gesammelten Aufsätzen von Martin Kärnpchen "Dialog der Kulturen" (Verlag Traugott Bautz, 2006) werden in faszinierender Weise mehr als dreißigjährige Erfahrungen in der Begegnung mit der nach wie vor sehr fremden Welt Indiens zusammengefaßt. "Indien mit der Seele suchen" heißt das erste Kapitel. Kämpchen ist bekannt geworden durch seine literarischen und spirituellen Veröffentlichungen, auch als Übersetzer aus dem Bengalischen, etwa von Rabindranath Tagore und Sri Ramakrishna.

Aber er ist zugleich "Entwicklungshelfer". Seit mehr als dreißig Jahren lebt er nordöstlich von Kalkutta in der Nähe der Universität Santiniketan inmitten einer ländlich-einfachen, zumeist analphabetischen Bevölkerung, die er zu "entwickeln" sucht. Das letzte Kapitel in dem Buch "Dialog der Kulturen" erwähnt diese Seite seiner Tätigkeit unter der Überschrift "Leben wie die Armen oder mit den Armen? - Vom Helfen und Sich-helfen-Lassen". Hier skizziert er sehr hellsichtig die psycho-sozialen Probleme der Armen, deren Lebenswelt auch der indischen Mittel- oder gar Oberschicht im Grunde unbekannt ist. Wie aber ist ihnen zu helfen? Kämpchen schreibt zusammenfassend: "Grundsätzlich ist Geld kein Instrument zur Hilfe. Es kommt immer darauf an, in welche Hände es kommt. Viel leichter als Hilfe zu bringen, kann Geld Gier wecken, zu Unehrlichkeit, Faulheit, zum Machtmutwillen und zu korrupten Manipulationen Anlaß geben. Wenn Geld dauerhaft helfen, eine Armutssituation inhaltlich und strukturell entwickeln soll, müssen bei den Armen notwendig ein guter, fester Charakter, unbeirrbare Ehrlichkeit, starke Motivation zur Verbesserung der eigenen Lage und jener der Gemeinschaft vorhanden sein oder entfaltet werden. Neben die finanzielle und materielle Hilfe tritt also die Erziehung."
pl.


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