Thomas Selle wirkte von 1641 bis 1663 in der Position des
städtischen Kantors und "Chori Musici directore" in Hamburg. Seine Aufgaben
bestanden in der Erteilung des Musikunterrichts in den oberen Klassen der
Lateinschule (Johanneum), und ihm oblag die Gesamtverantwortung für die
vokale Kirchenmusik an den Haupt- und Nebenkirchen, ab 1642 auch am Dom.
In den ersten Hamburger Jahren setzte Selle wesentliche Verbesserungen der
vorhandenen organisatorischen Strukturen durch: Er erreichte eine noch stärkere
Beteiligung als bisher der acht Ratsmusikanten und weiterer Instrumentalisten
an der Kirchenmusik. Im vokalen Bereich wurde ein internatsähnliches Convictorium
für bis zu acht besoldete Sänger eingerichtet. Die in verschiedenen Schriftstücken
an Vorgesetzte oder Untergebene niedergelegten Auffassungen Selles zur Kirchenmusik,
deren Organisation, Konflikte und Probleme werden durch erstmalige vollständige
Edition dieser und anderer Archivalien umfassend dokumentiert.
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