Man wird diese Arbeit eher als weiteren Baustein
zu einer umfassenden Hamburger Stadtgeschichte denn als Beitrag zur Kulturgeschichte
bildungsbürgerlicher Reformbewegungen betrachten müssen. So akribisch und
erfolgreich auch der Verf. zahlreiche bisher unbekannte Details zu Leben und
Werk des Verlegers A. Janßen sowie dessen Hamburger Freundes- wie Mitarbeiterkreis
beibringt, so wenig gelingt es ihm, diese Fakten in umfassendere, die spezifisch
hanseatischen Verhältnisse überschreitende Zusammenhänge systematisch einzuordnen
(Jugendbewegung, Reformpädagogik, Lebensreform, niederdt. Heimatbewegung).
Dazu aber hätten allein schon die Namen der bei Janßen engagierten Reformer
eingeladen. Zudem unterbleibt die Auseinandersetzung mit Janßens "dogmenfreier
Religion", die sich bei einzelnen seiner Autoren ebenfalls finden läßt (E.
H. Schmitt) ebenso wie eine tiefergehende Erörterung der politisch-weltanschaulichen
Ambivalenzen des Hamburger Aufbruchs in die Moderne. Hier wären gerade die
Zeitsehriftenprojekte Janßens äußerst aussagekräftig gewesen (Der Lotse,
Der Vortrupp, Roland), in deren Profil sich moderne, konservative und
dezidiert antimodernistische Impulse verschränkt haben. Die Kategorie "liberal-kritisch"
trifft diese auch für andere Reformimpulse der Jh.wende charakteristische
Gemengelage nicht. Justus H. Ulbricht, Rotenburg/W.
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