Rainer Hering (Hrsg.), 1. Norddeutscher Archivtag
20. bis 21. Juni 2000 im Hamburg Im Juni 2000 fand in Hamburg der 1. Norddeutsche
Archivtag statt. Ausgangspunkt dieses regionalen Archivarstreffens war der
Wunsch, die Fachdiskussion der Hamburger und Bremer Kollegen stärker in diejenige
der umliegenden Bundesländer einzubringen und so für eine Ausweitung und Vertiefung
der regionalen Debatte zu sorgen. Am Norddeutschen Archivtag nahmen um die
230 Archivare aus den norddeutschen "Küstenländern" (Niedersachsen, Schleswig-Holstein,
Mecklenburg Vorpommern, Hamburg und Bremen) teil. Die Veranstalter haben die
Tagung als sehr erfolgreich gewertet. In einem dreijährigen Rhythmus soll
der Norddeutsche Archivtag fortgesetzt werden und 2003 in Schwerin, 2006 in
Lüneburg stattfinden. Archivtage, die innerhalb eines - vielleicht sogar kleinen - Bundeslandes
durchgeführt werden, leiden oft darunter, dass der Kreis der Referenten und
Disputanten manchmal sehr eng gezogen ist. Auch ist der Organisationsaufwand
für solche Treffen nicht unbeträchtlich. Die Zusammenarbeit mehrerer Länder,
zumal, wenn gemeinsame historische Wurzeln und räumliche Nähe sie vereinen,
dürfte nicht nur erhebliche Synergieeffekte in sich bergen; auch die Diskussion
und der Erfahrungsaustausch dürfte an Intensität gewinnen. Der Norddeutsche
Archivtag stand nicht unter einem Generalthema, sondern befasste sich in Workshops
mit mehreren Fachproblemen. Der Tagungsband des Archivtages enthält so eine
Reihe Beiträge zu verschiedenen Themen. Es sind dies im Einzelnen: Außerdem sind mehrere Diskussionsbeiträge bzw. Berichte über den stattgefundenen
Erfahrungsaustausch abgedruckt.
Reimer Witt, Tradition, Innovation und Perspektiven. Die norddeutsche Archivlandschaft
in einer sich wandelnden Welt; Gerhard Pfennig, Archivbestand und Urheberrecht;
Hans-Heinrich Ebeling, Das digitale Archiv Duderstadt - Aspekte der Internetpräsentation;
Hans Wilhelm Eckardt, Zufriedene Kunden oder "zufriedene" Akten? Ein Archiv
im Dienst von Bürgern, Stadt und Staat; Bernd Kappelhoff, Sachthematische
Inventarisierung archivalischer Quellen zum Seeverkehr und den damit zusammenhängenden
Waren- und Kulturströmen in Norddeutschland vom 16. bis zum 19. Jahrhundert;
Jürgen Bohmbach, Alte Hansestädte und ihre Überlieferung. Der Versuch eines
populären Inventars hansischer Quellen; Peter Gabrielsson, Das Projekt "Link
To Your Roots". Die digitale Erschließung der Auswanderlisten im Staatsarchiv
Hamburg; Sigrun Eckelmann, Die Förderung der Archive durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft;
Birgit Kehne, Archivierungsmodelle als unverzichtbarer Ansatz archivischer
Aufgabenbewältigung; Jan Lokers, Das niedersächsische Archivierungsmodell
"Kriminalpolizei" (Akten der Polizei). Grundlagen und Erfahrungen; Rainer
Hering, Das Hamburger Archivierungsmodell für Schulunterlagen; Kerstin Letz,
Schulunterlagen im Archiv der Hansestadt Lübeck; Irmgard Mummenthey, Archivierungsmodelle
für Krankenakten in Hamburg: eine schmerzliche Bilanz; Ulrike Reinfeldt, Zur
Situation der Pfarrarchive in Vorpommern.
Für das sächsische Archivwesen bieten diese Beiträge zahlreiche inhaltliche
Ansatzpunkte. Insbesondere für das kommunale Archivwesen dürften die Überlegungen
zur Bewertung von Schul- und Krankenhausunterlagen wertvoll sein. Die vorgestellten
sachthematischen Inventare und die digitale Bereitstellung von genealogisch
und wissenschaftlich verwertbaren Daten zur Auswanderung könnten auch sächsische
Archive zu ähnlichen Projekten anregen. Für den Bereich Archivgutnutzung/Archivrecht
hervorzuheben sind die Ausführungen zum Urheberrecht im Archivbereich.
Dr. Jörg Ludwig
Staatsministerium des Innern
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