Die Auslegung indischen Denkens als eines am religiösen Gefühl orientierten hat seit jeher die Grenze zwischen Philosophie und Religion in Indien verwischt. Das Buch plädiert für eine angemessene Würdigung der rationalistischen Züge der indischen Tradition. In Anknüpfung an Amartya Sen sind damit gemeint: die Argumentation, der Zweifel, die Kritik an der Religion und an den Göttervorstellungen sowie das Hinterfragen der Autorität. Dadurch, dass die heilige Traditionsmasse des Veda skeptische, agnostische und atheistische Einwände enthält, sind diese Züge innerhalb der heiligen Literatur selbst vorzufinden. So hat das alte Indien heterodoxes Denken hervorgebracht, das von der Tradition einerseits zwar ernstgenommen, andererseits aber dennoch abgelehnt wurde. Dieser Gedankengang wird gegenwartsbezogen und paradigmatisch an einigen Schwerpunktthemen entfaltet (wie z.B. traditionskritische Schule des Lokayata, indische Gottesbeweise in interkultureller Hinsicht, phänomenologische und daseinsanalytische Auslegung von Nagarjunas Sprach- und Wirklichkeitsskepsis), um dann jene Formen nichtpropositionalen Wissens zu erörtern, auf die es im indischen Denken letztlich ankommt.
Zur Autorin
Kiran Desai-Breun, geboren 1967 in Bombay Indien. Studium der Philosophie und Germanistik in Bombay und Erfurt. Sie ist Privatdozentin für Philosophie am Philosophischen Seminar der Universität Erfurt. Sie forscht über die Anfänge der Philosophie in Griechenland und Indien.
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