Interkulturell, was ist das heute? Nationalstaaten, die während des 20. Jahrhunderts der zentrale Bezugspunkt für den Mythos waren, ›Kulturen‹ müßten sich klar gegeneinander abgrenzen, heben ihre Grenzen auf. Und interkulturell: was ist die ›eine‹, was die ›andere‹ Kultur, wenn heute Menschen global mobilisiert parallel mehrere Sprachen sprechen, überall ähnliche TV-Soaps ansehen oder die gleiche ›Weltmusik‹ hören? Was also ist heutzutage ›Kultur‹, und was kann interkulturelle Vermittlung sein?
Anhand dieser Fragen werden sozio-historische und theoretische Dimensionen von ›Interkulturalität‹ entfaltet. Der Begriff selbst wird auf seine Tauglichkeit im Umgang mit den seit einigen Jahren virulenten Paradoxien unserer fremdvertrauten Lebens- und Medienwelten untersucht. Die Fallstudien für diese Analyse von ›Fernsehen und Kino im interkulturellen Kontext‹ verbinden diskursiv und vergleichend Lebens- und Medienerfahrungen mit ›Eigenem‹ / ›Fremdem‹ im Indien und Deutschland des 20. Jahrhunderts. Das Buch zeigt kritisch auf, daß auch dem Diskurs über ›Interkulturalität‹ allzu oft eine starre Perspektive auf die gewaltsam verlaufenen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen ›verschiedener Kulturen‹ eigen ist, weil der verwendete Kulturbegriff auf politisch bzw. religiös konstruierte ›Nationalkultur‹ verkürzt wird. Sinnliche, emotional-ethische, also ›ganzheitlich-menschliche‹ Lebenswelten werden ausgeblendet, und es sind diese, auf die sich das vorliegende Buch konzentriert.
zur Autorin:
Brigitte Schulze, geboren 1958, arbeitet, lernt, lehrt und publiziert
seit 1978 in Bauern-, Ökologie- und Medienprojekten zwischen
Portugal, Deutschland, Kuba, Indien und Italien. 1997 Promotion und
bis Ende 2003 als participatory action angelegte Forschung und
Filmarbeit über Ethik, Emotionen und soziale Utopien von
Marginalisierten in Südindien.
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