Der Begriff interkulturelle Linguistik ist unter Germanisten trotz einer beinahe 40-jährigen Geschichte der interkulturellen Germanistik umstritten. Einerseits beobachtet man eine Konjunktur der angewandten Sprachwissenschaft zum Thema interkulturelle Kommunikation oder kulturelle Determinanten von Übersetzungen, andererseits wirft man diesem Zweig der Philologie konzeptionellen Synkretismus, fehlende theoretische Stringenz sowie methodologische Unschärfe vor (Glück 2010: 300). Den breiten Anwendungsfeldern insbesondere im Fremdsprachenerwerb oder in der Translatologie steht eine rare Beschäftigung mit theoretischen Grundlagen dieser Disziplin gegenüber. Umso begrüßenswerter ist deswegen eine komprimierte Monographie zu den Grundpositionen der interkulturellen Linguistik.
Die Publikation aus der Feder von Peter Raster, Professor für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Duisburg-Essen, stammt zwar aus dem Jahr 2008, aber zusammen mit dem Sammelband Interkulturelle Linguistik im Aufbruch. Das Verhältnis von Theorie, Empirie und Methode, editiert von Csaba Földes 2011, stellt sie das neueste theoretisch fundierte Buch zur interkulturellen Linguistik auf dem deutschen Markt dar.
Die Zielsetzung des 160-seitigen Buches beschreibt der Verfasser als den "Versuch [...] die Grundpositionen einer sprachwissenschaftlichen Theorie zu bestimmen, die als interkulturelle Linguistik bezeichnet werden kann" (Raster 2008: 7). Ihr Gegenstand sei die interkulturelle Variation in drei linguistischen Phänomenbereichen, nämlich in der Sprache, im Sprechen und in der Sprachwissenschaft (Raster 2008). Diesen drei Bereichen sind drei Kapitel gewidmet, die nach einem einheitlichen Muster aufgebaut sind. In jedem beschäftigt sich der Verfasser mit der Bewusstwerdung der Variation, Dimensionen der Variation und transkultureller Einheit im jeweiligen Phänomenbereich. Das abschließende Kapitel widmet sich der Einheit der interkulturellen Linguistik.
Die Einheitlichkeit bzw. Einheit ist nicht nur das strukturierende Moment des Werks, sondern auch das inhaltliche Leitmotiv der Arbeit. Rasters Argumente für die Einheit. der Sprache, d.h. für die Hypothese, dass einzelne Sprachen Variationen der einen Sprache sind, betreffen die Übersetzbarkeit der Sprachen und die Möglichkeit, ihre Strukturen und Kategorien in anderen Sprachen (durch eine linguistische Beschreibung) abzubilden. Die eine Sprache versteht er als eine einheitliche Idee der Sprachen, die sich in der Vielfalt der Sprachen manifestiert. Dadurch besitzt dieses Konzept eine gewisse Ähnlichkeit mit Chomskys Annahme der Präexistenz der Sprache.
In seinen weiteren Ausführungen schildert der Duisburger Linguist die Geschichte der Bewusstwerdung der Variation von Aristoteles bis hin zu den Anfangen der Areallinguistik in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Er rekonstruiert sie v.a. anhand von Sekundärquellen in deutscher oder englischer Sprache. In der Klassifizierung der Dimensionen der Variation geht er von den Grundkategorien der menschlichen Erfahrung, Zeit und Raum aus. Wie in einer Matrix ordnet er ihnen drei bekannte Formen der vergleichenden Sprachwissenschaft mit ihren Methoden zu. Die historisch vergleichende Sprachwissenschaft untersucht die zeitliche Variation der Sprache; sie bedient sich dabei der genetischen Methode. Die Areallinguistik mit der sog. arealen Methode zielt auf die räumliche Variation. Die Erforschung sprachlicher Variation unabhängig von Zeit und Raum ist schließlich Gegenstand der typologisch-vergleichenden Sprachwissenschaft, die mit der typologischen Methode arbeitet.
Der These über die Einheit der einen Sprache bleibt der Autor weiterhin treu, auch wenn er sich auf den nächsten 40 Seiten auf dem Terrain der vergleichenden Linguistik bewegt. Für die Einheit der Sprache argumentiert er aus der historischen Sicht am Beispiel des Lateinischen und Französischen, anknüpfend an Saussure, indem er das Französische als ein spezielles Stadium, eine zeitliche Variation des Lateinischen betrachtet. Es existiert nämlich kein Datum, an dem man die Sterbeurkunde der lateinischen Sprache hätte ausstellen können und die Geburt der französischen Sprache hätte verzeichnen können. Ab welchem Zeitraum eine neue Sprache in der kontinuierlichen Entwicklung der Sprache wahrgenommen wird, entscheidet das kollektive Bewusstsein der Sprachgemeinschaft. Ausgehend von diesem Postulat lehnt Raster auch die Verwandtschaft der Sprachen ab und sieht sie als Ergebnis von Divergenzen und Konvergenzen in der gegenseitigen Beeinflussung der Varietäten.
Im Subkapitel Areale Methode wendet der Verfasser seine Aufmerksamkeit den Problemen der räumlichen Koexistenz der Sprachen und der Ausbildung der Sprachgrenzen zu. Auch in diesem Teil der Publikation entwickelt Peter Raster seine These über die Einheit der Sprache fort. Die Sprache auf einem Gebiet wird als ein Kontinuum von Dialekten verstanden, über die dann ein Dialekt, der ein besonderes Prestige genießt, erhoben wird. Die "harten" Sprachgrenzen sind in der Zeit der Völkerwanderung entstanden, als durch Migration der Völkergruppen das Varietätenkontinuum unterbrochen wurde. Aufgrund des Kontakts und wechselseitigen Austauschs auch genetisch nicht verwandter benachbarter Sprachen weisen diese bestimmte gemeinsame strukturelle Merkmale auf. Für diese Erscheinung hat Trubetzkoy den Terminus Sprachbund eingeführt. Ein Sprachbund ist, kreiert von einem Linguisten durch Auswahl gemeinsamer Merkmale der Sprachen eines Areals, allerdings kaum eine objektive Größe. Diese Unschärfe nutzt Raster und in Erwägungen über die transkulturelle Einheit der Sprache spricht er von einem maximalen, weltweiten Sprachbund, dem Netzwerk aller Sprachen der Welt.
Bei der Behandlung der typologischen Methode wendet sich der Autor Humboldts Sprachtypologie zu. Nach der Erklärung der Grundbegriffe - agglutinierender und flektierender Sprachtyp - vergleicht er die Argumentationen von Humboldt und Trubeztkoy und weist auf die Subjektivität der Bewertung der Vollkommenheit von Sprachen und schließlich auf die Unmöglichkeit der Wertung und ihre Nutzlosigkeit hin. Auch in diesem Punkt geht er auf den Gedanken der transkulturellen Einheit der Sprache zurück und bringt das theoretische Konstrukt eines Sprachtyps maximaler Größe hervor, der durch allen Sprachen gemeinsame Struktureigenschaften (= Universalien) bestimmt wird. So bildet er den Typ der menschlichen Sprache schlechthin, in dem alle speziellen Sprachtypen aufgehoben sind. Außer theoretischen Erwägungen präsentiert er auch empirisch fundierte Daten über den Einfluss der Zugehörigkeit der zu erlernenden Fremdsprache zu einem Sprachtyp für Progression im Fremdsprachenerwerb.
Die Beurteilung des ersten Kapitels Interkulturelle Variation der Sprache, das fast die Hälfte des Buches einnimmt, kann nicht ausschließlich positiv sein. Wie auch Helmut Glück (2010: 300) kann man den synkretischen Charakter der entworfenen interkuiturellen Linguistik kritisieren. Dieses Kapitel ähnelt einem Überblick über die Geschichte und die drei Abarten der vergleichenden Sprachwissenschaft, durch den sich wie ein roter Faden der Leitgedanke der transkulturellen Einheit der Sprache zieht - manchmal nachvollziehbar, manchmal eher spekulativ. Auf die Attribute "interkulturell" oder "transkulturell" wird aber an keiner Stelle prägnant eingegangen. Der den beiden zugrundeliegende Begriff "Kultur" nimmt in Rasters Auffassung auch nur sehr verschwommene Konturen an. Unter Kultur versteht er "ein[en] Phänomenbereich [ ... ], der an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit existiert, wobei offen gelassen wird, wie weit Ort und Zeit gefasst werden müssen, um von einer Kultur reden zu können" (Raster 2008: 10). Die inhaltliche Leere seines Kulturbegriffs, über die der Autor selbst spricht, versucht er durch den Hinweis auf seine Kompatibilität mit jeglicher Kulturtheorie auszugleichen. Dennoch betrachte ich den Verzicht auf die Festlegung des Kulturbegriffs und einen zu schwachen Fokus auf interkulturelle Prozesse im Sprachkontakt als Mängel dieser Arbeit. Andererseits muss man auch die unbestreitbaren Positiva Rasters Textes erwähnen. Es sind vor allem die Leserfreundlichkeit seines Stils, die kleinteilige Gliederung mit kurzen Subkapiteln sowie die verständlichen Erläuterungen abstrakter Termini. Wegen dieser didaktischen Qualitäten kann man diese Abschnitte des Kapitels auch für Studienzwecke empfehlen. Der größte und originelle Beitrag besteht allerdings in der Bestimmung des Ziels der interkulturellen Linguistik. Dieses liegt Raster zufolge in der "Verbreitung der Erkenntnis, dass sich die Sprachen der Welt nicht fremd sind. Die Sprachen der Welt sind sich nicht fremd, weil sie auf der Grundlage präexistenter Strukturen oder evolutionärer Prozesse miteinander verwandt, im Rahmen des weltweiten Netzwerks miteinander verbunden und auf der Grundlage von Universalien füreinander transparent sind. Wenn Sprachen als fremd wahrgenommen werden, dann nur deshalb, weil ihre Verwandtschaft, Verbundenheit und Transparenz nicht erkannt sind. Der interkulturellen Linguistik kommt die Aufgabe zu, der Verdunkelung dieser Eigenschaften entgegenzuwirken, indem sie zeigt, dass es die gleichen Strukturen der sprachlichen Intelligenz sind, die sich in vielfältiger Form in den Sprachen der Welt ausdrücken" (Raster 2008: 82).
Das zweite, weniger umfangreiche Kapitel trägt den Titel Interkulturelle Variation des Sprechens. Im Anschluss an Saussure versteht der Duisburger Linguist das Verhältnis zwischen Sprache und Sprechen als eine wechselseitige Voraussetzung. Zum Ziel des Studiums der interkulturellen Variation des Sprechens erklärt er die "Erforschung von Besonderheiten des Sprechens, die nicht durch die jeweils zugrundeliegenden Sprachsysteme bedingt sind" (Raster 2008: 85). Diese Besonderheiten seien zweifacher Natur: phonetischer und funktionaler. Die phonetischen Besonderheiten werden besonders hörbar, wenn Fremdsprachen mit der Artikulationsbasis der Muttersprache (Akzent) gesprochen werden. Die Besonderheiten der funktionalen Natur beziehen sich auf den unterschiedlichen Umgang mit Ausdrücken gleicher lexikalischer Bedeutung in verschiedenen Sprachen. Als Beispiel führt Peter Raster den Gebrauch der Dankausdrucke in Hindi an, die im Unterschied zu europäischen Sprachen nur in formellen Kontexten verwendet werden.
Bei der Klassifizierung der Variation des Sprechens stützt sich der Verfasser auf die im ersten Kapitel eingeführten Kategorien von Zeit und Raum. Die räumliche Variation ist das Forschungsfeld der interkulturellen Kommunikation. Die zeitliche Variation ist wissenschaftlich nicht erfasst, da Aufzeichnungen des Sprechens aus der Zeit vor der Erfindung der Audiotechnik selten und Transkripte oft unzuverlässig sind. Die von Raum und Zeit abstrahierende Variation nennt Peter Raster Typologie des Sprechens. Der Autor behandelt hierunter Variationen von Sprechakten, Körpersprache sowie Unterschiede der reproduktiven und quotativen Funktion der Sprache (Wiederholung bestimmter Texte in religiösen Riten oder im Unterricht sowie Funktion der Zitate in verschiedenen Kulturen und differenter Umgang damit). Als emeritierter Professor für Deutsch als Fremdsprache widmet er sich auch der Frage der Beziehung zwischen der interkulturellen Kommunikation und dem fremdsprachlichen Lernen und kommt zu dem Schluss, dass interkulturelle Kommunikation und fremdsprachliche Lehr- und Lernprozesse wechselseitig aneinander gebunden sind (Raster 2008: 107).
Die transkulturelle Einheit des Sprechens ergebe sich erstens durch die Existenz der Sprechakte, die zwar in ihrer Art und Bedingung der Realisierung variieren, aber als solche in allen Sprachen vorhanden sind. Zweitens postuliert Raster die transkulturelle Einheit im Zeichencharakter der Sprache und der menschlichen Fähigkeit zum symbolischen Handeln, die Hervorbringung von Sprache voraussetzt. In dem Maße, in dem Kommunikationspartner diese Fähigkeit nutzen, können sie die Verschiedenheit der Sprachen überbrücken.
Die Bewertung dieses Kapitels fällt aus ähnlich wie die des vorangegangenen. Auch hier geht der Autor von den Kenntnissen der allgemeinen Sprachwissenschaft bzw. Semiotik und Pragmatik aus und reichert sie mit Ergebnissen der interkulturellen Forschung an. Er nutzt sie als Beispiele für differente Arten und Bedingungen der Realisierung von Sprechakten, für die unterschiedliche Bedeutung derselben Mimik in verschiedenen Kulturkreisen usw. Lobenswert an Rasters Monographie ist, dass er im Unterschied zu "interkulturellen" Ratgebern nicht nur Listen kultureller Besonderheiten liefert, sondern diese durch die Einbettung in die jeweilige Kultur erklärt und somit in ihrer inneren Logik offenlegt. Leider stammen seine Beispiele oft aus entfernten Sprachen und Kulturen wie Südostasien, dem Arabischen, Hindu. Dies ist aus didaktischen Gründen auch verständlich, weil die Konventionen der Sprachen dadurch besonders deutlich kontrastiert werden, andererseits wären Beispiele aus häufiger unterrichteten Fremdsprachen für den Leser wahrscheinlich relevanter. Ein weiteres Problem sehe ich in einer zu simplen automatischen Verkopplung interkultureller Kommunikation und fremdsprachlicher Lehr- und Lernprozesse. Kognitiven Lerntheorien zufolge bestehen Lernprozesse hauptsächlich in Informationsaufnahme und -verarbeitung. In der Kommunikation mit Sprechern anderer Muttersprachen können aber andere Ziele als das des interkulturellen Lernens in den Vordergrund rücken. Zugunsten anderer Prioritäten verdrängen die Kommunikationspartner in solchen Fällen interkulturelle Lernprozesse. Auch im Fremdsprachenunterricht kulturhomogener Lerngruppen kommt es noch viel zu oft zum Ausfüllen von Strukturen der Zielsprache durch muttersprachliche Schemata. Es wird zwar die fremdsprachliche Lexik benutzt und Sätze werden nach grammatischen Regeln der Zielsprache gebildet, aber die funktionalen Besonderheiten, die unterschiedliche Pragmatik werden außer Acht gelassen. Deswegen finde ich, dass interkulturelle Lernprozesse im Fremdsprachenunterricht bewusst angestoßen werden müssen.
Im dritten Kapitel Interkulturelle Variation der Sprachwissenschaft konzentriert sich Peter Raster auf die Interkulturalität der Linguistik, d. h. auf die Reflexion aller Teilgebiete der Sprachwissenschaft aus der interkulturellen Perspektive. Erstens stellt der Verfasser die Betrachtung der europäischen Sprachwissenschaft als Sprachwissenschaft in Frage. Es könne keine "die Sprachwissenschaft" geben, denn jede Sprachwissenschaft sei zum Zweck der Beschreibung einer konkreten Sprache entstanden. Infolgedessen seien ihre Kategorien und Terminologie von der Struktur der zu beschreibenden Sprache beeinflusst. Im Folgenden richtet der Verfasser seine Aufmerksamkeit auf drei Zentren der Entstehung der Sprachwissenschaft: Europa, Indien und China. Er skizziert die Anfänge der Sprachwissenschaft in diesen Gebieten und vergleicht sie mit Blick auf die Verbindung zur Sprachphilosophie, die Entwicklung einer Grammatik, das Medium, mithilfe dessen sie weitergegeben wurde, sowie die Interkulturalität und Universalität. Ferner nennt er Formen von Kontakten zwischen Linguistiken (Entlehnung, Überlagerung). Wie bei jedem Kapitel finden sich auch hier die abschließenden Erwägungen der transkulturellen Einheit der Sprachwissenschaft. Der Autor formuliert dabei den kühnen Gedanken "So wie "die Naturlage zur Sprache eine allgemeine des Menschen ist und Alle den Schlüssel zum Verständnis aller Sprachen in sich tragen müssen" (Humboldt 1963: 149) so ist auch die Fähigkeit zur Sprachwissenschaft eine Naturanlage des Menschen, und so müssen alle, insbesondere alle Sprachwissenschaftler, den Schlüssel zum Verständnis aller Formen der Sprachwissenschaft in sich tragen. Dass dies so ist, folgt unmittelbar aus dem wechselseitigen Zusammenhang von sprachlicher und metasprachlicher Aktivität" (Raster 2008: 149).
Bei der Bewertung dieses Kapitels ist hervorzuheben, dass der Verfasser ein bisher kaum bearbeitetes Thema aufgreift. Dieser Schritt bringt dem Leser viele neue Informationen über die asiatische, vor allem indische Sprachwissenschaft, der Peter Raster besondere Aufmerksamkeit widmet. Leider fokussiert er nur die Ursprünge der Sprachwissenschaft und vernachlässigt die weitere Entwicklung. Begrüßenswert wären auch mehrere Beispiele für Entlehnungen und andere Kontaktprozesse unter den Sprachwissenschaften. Die mutige These über die transkulturelle Einheit der Sprachwissenschaft zieht nicht in Betracht, dass Linguistik nicht ein bloßes metasprachliches Sprechen ist und dass sich verschiedene Linguistikschulen nicht nur aufgrund unterschiedlicher Sprachen herausgebildet haben. Besonders moderne europäisch-amerikanische linguistische Schulen basieren auf divergenten philosophischen Prämissen. Demnach scheint mir der optimistische Schluss über eine allgemeine Verständlichkeit aller Sprachwissenschaften fraglich.
Das letzte Kapitel Die Einheit der interkuiturellen Linguistik bildet eine Zusammenfassung und deckt das Ziel der Argumentation und des Aufbaus des Buches auf: "Wir erkennen also einen wechselseitigen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Komponenten interkulturel1er Linguistik [der interkulturellen Variation der Sprache, des Sprechens und der Sprachwissenschaft; Anm. M.K.]. Interkulturelle Linguistik ist damit kein Sammelname für lose zusammenhängende Forschungsrichtungen mit divergierenden Tendenzen, sondern ein integratives Konzept, das sich durch die wechselseitige Abhängigkeit ihrer Teilbereiche konstituiert" (Raster 2008:157-158).
Somit wird Peter Raster seinem Ziel gerecht. Er entwirft ein integratives Konzept der interkulturellen Linguistik, samt ihrer Teilbereiche und möglichen Forschungsfelder. Dabei muss man aber viele Überlappungen mit der vergleichenden Linguistik konstatieren. Der Autor selbst resümiert: "die interkulturelle Linguistik [ ... ] ist keine neue Teildisziplin der Linguistik, sondern eine systematische Zusammenfassung dessen, was in der Linguistik bereits an Erkenntnissen zur Interkulturalität sprachwissenschaftlicher Phänomene vorliegt" (Raster 2008: 159).
Das Buch ist geeignet für alle an gegenwärtigen Trends in der Linguistik Interessierten. Aufgrund seines lesefreundlichen Stils mit Erklärung aller Termini und einiger provokanter diskutabler Thesen kann es auch auszugsweise in Seminaren mit Studierenden angewendet werden.
Im Vergleich zu anderen Büchern zu diesem Thema auf dem Markt füllt es eine gewisse Lücke. Es ist leichter geschrieben und weniger kritisch gegenüber den dargestellten Theorien als Herigers Klassiker Interkulturelle Kommunikation (2007) und stärker linguistisch orientiert als das neue Lehrbuch Interkulturelle Kompetenzen. Erfolgreich kommunizieren zwischen den Kulturen von Astrid Erl und Marion Gymnich (2011). Wenn man es der Lingvistická antropologie jazyk, mysl a kultura von Jan Pokorný (2010) gegenüberstellt, zeigt sich auch Rasters Buch als verständlicher. Die Verständlichkeit und Lesefreundlichkeit wurde allerdings u.a. auf Kosten der Inhalte erreicht, sodass einige wichtige Konzepte der interkuiturellen Linguistik (z.B. Whorf-Saphir Hypothese, Hotspot, Linguistic Awareness of Cultures u.a.) im Werk von Peter Raster unerwähnt bleiben. Dennoch kann dieses Büchlein als ergänzende Lektüre im Bereich interkulturelle Kommunikation empfohlen werden.
Michaela Kovácová
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