In der Reihe "Interkulturelle Bibliothek" wurde vom Bonner Religionswissenschafter W. Klein eine Arbeit zum arabischen "Universalgelehrten" Abu Reyhan Biruni vorgelegt. Dem Konzept der Reihe gemäß liegt der Fokus der Betrachtung auf dessen Auseinandersetzung mit "fremden" Kulturen, wobei in dieser Monographie sein Zugang zu den unterschiedlichen Religionen seiner Zeit im Vordergrund steht. Den ersten Abschnitt nimmt eine ausführliche Darstellung der Biographie Birunis ein. Dabei gelingt dem Autor ein interessantes Porträt der unterschiedlichen kulturellen Spannungsfelder, in die Biruni von frühester Kindheit an eingepasst war. Darauf folgt eine Aufarbeitung der Sonderstellung Birunis innerhalb der Gelehrtenwelt seiner Zeit (vgl. bes. 29-31). Dies trifft insbesondere auch auf seinen Umgang mit dem Phänomen der Religion und den unterschiedlichen Religionen zu, wo wissenschaftliche Distanziertheit gepflegt wird ("Birunis Religionswissenschaft", 54-72). Hier ist auf die gründlichen Quellenrecherchen hinzuweisen, die betonte Notwendigkeit ausgeprägter Sprachenkenntnisse, Bemerkungen zur Bedeutung von Eigenbeobachtungen und direkten Kontakten, bzw. die Auseinandersetzungen mit den unterschiedlichen Bezeichnungen für "Gott" in den bekannten Kulturen seiner Zeit (Birunis "Problembewusstsein bezüglich einer religionswissenschaftlichen Metasprache", 65 f.). Den zweiten Teil des Bandes nimmt sodann eine ausführliche Darstellung des konkreten Wissens Birunis über einzelne Religionen (Buddhismus, Hinduismus, Manichäismus, Zoroastrismus etc.), einschließlich des "eigenen" Islam, ein. Dies bildet die materielle Basis für den abschließenden Teil der Monographie mit dem Versuch einer grundsätzlichen Bewertung der "Interkulturalität" Birunis.
Mit diesem reichen Inhalt ist einerseits der religionshistorisch Interessierte im engeren Sinne als auch der mehr religionstheoretisch Versierte angesprochen, der im Werk dieses arabischen Denkers einen wichtigen Vordenker vieler "moderner" Zugänge entdecken kann. Für etwaige Wiederauflagen hier noch einige Fehlerhinweise: Bei Angabe der vollen arabischen Namensform Birunis ist mit den Zeichensätzen ein kleines Malheur passiert (13), und das Avesta sollte in der Publikation für ein religionswissenschaftliches Publikum das richtige Geschlecht tragen (25; 107 f.). Ich führe hier auch noch das Fehlen eines Index als Fehlstelle an, weiß aber, dass dies eine Vorgabe der "Interkulturellen Bibliothek" ist, die nicht dem Autor anzulasten ist. Diese Kleinigkeiten sollen nicht davon ablenken, dass es sich bei diesem Buch um eine höchst lesenswerte religionswissenschaftliche Monographie handelt. Als Leser lässt man sich dabei gerne von der spürbaren Begeisterung des Autors für "seinen" Biruni anstecken.
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