Helmut Wehr

Erich Fromm interkulturell gelesen

Interkulturelle Bibliothek, Band 108

Abstract / Rezension


Die Kunst des Liebens und Haben oder Sein sind Bestseller und Kultbücher, mit denen Erich Fromm (1900-1980) große Popularität gewonnen hat. Fromm entwirft in diesen Werken ein Panorama des Lebens, in dem die produktive zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund stehen. Fromm zu jenen Intellektuellen, die den faszinierenden Versuch unternahmen, Psychoanalyse und Marxismus zu einer gewaltfreien Gesellschafts- und Individualutopie zu verbinden. Hinzu kommt der Einfluss des messianischen Judentums und des Buddhismus. Hiermit zeigt er, dass er enge kulturelle Grenzen zu überschreiten vermag und den ›produktiven Weltbürger‹ lebte. Unverkennbar ist Fromms Hinwendung zu einer humanistischen Ethik bereits in dem Buch ›Die Furcht vor der Freiheit‹, in dem er den produktiven, liebesfähigen Charakter zu umreißen versucht oder die Hindernisse benannt, die ihm entgegenstehen (Anatomie der menschlichen Destruktivität 1973). Dies sind die Grundlagen eines gelingenden interkulturellen, vorurteilsfreien Dialogs. Die Auseinandersetzung mit dem vielfältigen Werk Fromms ist heute weitgehend mit Klischees behaftet. Aus diesen ›Schubladen‹ befreit, kann sich die Analytische, humanistische Sozialpsychologie Fromms als ein Reservoir interkulturellen Denkens entfalten. Dies wird deutlich an seiner Biographie und seinem aus seinem Werk verständlichen politischen Handeln, das ihn zeigt als einen jüdisch-deutscher Weltbürger, der sich für den produktiven Dialog in Frieden engagiert.

Zum Autor:
Helmut Wehr, geboren 1950, Studium der Politikwissenschaft, Germanistik und Erziehungswissenschaft. Promotion bei Lenhart/Brumlik an der Universität Heidelberg. Gründungsmitglied der Internationalen Erich-Fromm Gesellschaft und des Arbeitskreises "Erich Fromm und die Frankfurter Schule. Seit 1996 Akademischer (Ober-)Rat an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Mehrere Publikationen zur humanistischen Pädagogik Erich Fromms.


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