Toleranz wird als eine moralische Haltung eines Handelnden verstanden, in der der Handelnde aus übergeordneten Gründen seine eigene ›Macht‹ beschränkt. Wenn sich ein Handelnder mit Meinungen, Überzeugungen oder Praktiken konfrontiert sieht, die er nicht teilt, bzw. moralisch falsch findet, greift er trotz seiner subjektiv gesehenen besseren Position nicht ein, sondern läßt das Abweichende bestehen. Die Spannung zwischen dem Abgelehnten und dessen Hinnahme wird mit dem Wort ›Duldung‹ wiedergegeben.
Der interkulturelle Diskurs möchte über Toleranz als Duldung hinausgehen. Hier wird Toleranz eher als eine reziproke Haltung begriffen, die das Andere in seiner Andersheit anerkennt und es nicht ändern will. Außerdem soll auch die Pluralität des Anderen Anerkennung finden. In der Schrift ›Toleranz im interkulturellen Kontext‹ sollen Implikationen beider Begriffe - Duldung und Anerkennung - für den interkulturellen Dialog herausgearbeitet werden. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob dem interkulturellen Dialog nur einer der beiden Toleranzbegriffe genügt.
Zur Autorin:
Monika Kirloskar-Steinbach, geboren 1968, ist Doktorin der
Philosophie der Universität Konstanz. Ihre Forschungsschwerpunkte
sind Interkulturelle Philosophie, Politische Philosophie und
Sozialphilosophie. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeiten ist die
Umsetzung philosophischer Konzeptionen für die Bewältigung
alltäglicher Probleme.
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