Hamid Reza Yousefi

Grundlagen der interkulturellen Religionswissenschaft

Interkulturelle Bibliothek, Band 10

Rezension


Die Intention von Herrn Yousefi in diesem Buch ist der Versuch, Begriffssysteme zu klären, die mit Struktur, Gegenstand und Aufgabe der interkulturellen Religionswissenschaft eng verbunden sind. Hier werden die Grundlagen, die für das Ingangbringen der Forschung nützlich sein mögen, dargestellt.

Herr Yousefi berichtet in seinem Buch über Darstellungen der Religionswissenschaft von anderen Autoren, die die gleiche Problematik behandelt haben wie Abu Hamed Mohammad Ghazali (1058-1111) sowie andere Wissenschaftler wie Abu Reyhan Mohammad ibn Ahmad Biruni (973-1048), der als Vorläufer religionswissenschaftlicher Tätigkeit gesehen wird. Dieser Wissenschaftler war mit der indischen und hellenistischen Philosophie vertraut und wies immer darauf hin, dass nur Mathematik und Physik Erkenntnisse über die Welt und Natur ermöglichen. Er war leidenschaftlich an Hinduismus und Buddhismus interessiert und leistete auf diesem Gebiet viele Vorarbeiten für die iranisch-islamische Wissenschaft. Biruni hat aber übersehen, dass die Physik in Wahrheit nichts anderes darstellt als die Eigenschaften, die Gott der Materie gegeben hat. Yousefi berichtet von der europäischen Darstellung der Religionswissenschaft als einer jungen Wissenschaft als das Endprodukt des europäischen Humanismus und erwähnt Edmund Hardy, der im Jahr 1898 den Grundstein für die Religionswissenschaft gelegt hat.

Yousefis kritische Vorfragen sind völlig berechtigt und zwar untergliedert er diese Fragestellungen in zwei Kategorien. Die erste Kategorie behandelt die Problematik, wie man sich selbst versteht und wie man den Fremden begreift. Die Anthropologie erster Ordnung ist, wie er das beschreibt, von paternalistischer Bevormundung geprägt, paradoxerweise auch auf die Gefahr hin, dass sie sich dabei selbst schadet. Diese partikuläre Anthropologie, in deren Mittelpunkt das eigene Ich steht, verabsolutiert sich selbst und sucht nur das eigene Entfremden. Den Vertretern der zweiten Kategorie, die bei diesem Ansatz das Wesentliche der Religion ausgeklammert sehen, geht es unter der Berücksichtigung des Numinosen um das Eindringen in religiöse Phänomene.

Die gesamte Strömung der Religionswissenschaft hat nach diesen Maximen Kulturen, Religionen und Weltbilder verglichen. Sie hat das Fremde kaum in dem, was eigen ist, gesucht, und solange sich das eigene Ich des Menschen auf die Religionswissenschaft projiziert, wird es zur gegenseitigen Verständigung kommen. Die Primitivität des Menschen ist das größte Hindernis für eine internationale Harmonie auf der Ebene der Religionswissenschaft.

Herr Yousefi hat die Wahrheit der Projektion des Menschen auf die Religionswissenschaft sehr realistisch geschildert. Ich persönlich kann nur davon träumen, dass jeder Religionswissenschaftler den Inhalt dieses Buches zur Kenntnis nimmt und sein Verhalten bezüglich dieser extrem wichtigen Wissenschaft zum Positiven hin ändert.

Die eigentliche Problematik der Religionswissenschaft liegt darin, dass die Kreatur namens Mensch meint, dass sie allein Gottes Wahrheit besitzt. Ich, Dr. Ahmed Ginaidi, sage: "Die Kreatur, die meint, Gottes Wahrheit allein gepachtet zu haben, ist sehr naiv. Er gab dem Juden eine Portion seiner Wahrheit, die die Kreatur begreifen kann, dem Christen und Muslim genauso viel. Jeder Religionswissenschaftler kann nur seinen Anteil an Wahrheit erweitern, indem er mit den Trägern der anderen Religionen brüderlich umgeht, denn seit wann kann die Kreatur die Wahrheit ihres Schöpfers jemals erfassen?"

Dieses Buch hat aus meiner fachlichen Sicht als Religionswissenschaftler 5 Sterne verdient.

Dr. Ahmed Ginaidi
Lehrbeauftragter an der Päd. Hochschule Karlsruhe für Isl. Theologie und Buchautor


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