Toleranz und ihr Maß sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Beide zusammen sind die Grundlage eines jeden offenen und aufrichtigen Dialogs interkultureller oder interreligiöser Art. Wer einen solchen Dialog sucht, muss Toleranz mitbringen, und wer im Geiste der Toleranz handelt, hat stets das weise Maß zu beachten. Die Tugend dieser Toleranzwahrnehmung setzt immer voraus, zu betrachten, was Toleranz ist bzw. nicht ist, was das weise Maß ist bzw. nicht ist und wo die Grenzen der Toleranz liegen. Von besonderer Bedeutung in diesem Zusammenhang ist die gemeinsame Beantwortung der Frage, wer den Referenzmaßstab und seine Grenzen bestimmt. Der sensible Umgang mit Toleranz und ihrem Maß ist vor allem deshalb wichtig, weil sie von den Machthabenden im Diskurs jederzeit Beliebigkeiten ausgesetzt sein kann. Die Beachtung der Toleranz und ihr Maß setzen vertiefte Einblicke in die geistigen Grundlagen voraus, die dem Weltgeschehen zugrunde liegen.
Ohne eine angemessene und reale Wahrnehmung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden im Weltkontext bleibt eine Begegnung verschiedener Kulturen im Geiste der wertschätzenden Toleranz und Anerkennung eine Illusion. Das vorliegende Heft nimmt sich dieser Herausforderung an und formuliert Lösungsansätze, die das Zusammenleben der Völker in ihrer Tiefe betreffen.
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