Aus der Einleitung:
Die Religion ist diejenige Instanz, die dem Menschen nicht nur Halt und Orientierung bietet, sondern die auch identitätsstiftend wirkt. Religion ist, im wahrsten Sinne des Wortes, sichtbar gewordene Liebe, eine Inkarnation dessen, was sich als ›Hüterin der Moral‹ bezeichnen lässt. Religion ermöglicht dem Menschen, eine Vorstellung von demjenigen zu entwickeln, was man gemeinhin ›das Jenseits‹ nennt. Sie hilft und gibt Handlungsanweisungen, um besonders das Leben im irdischen Diesseits gemäß der Würde des Menschen zu gestalten. Religion manifestiert sich in verschiedenen Riten, die dem Menschen einen Gemeinschaftssinn verleihen. Diese Eigenschaften gehören zur Kulturessenz des Vielvölkerstaates Iran, der seit dem Bestand des persischen Reiches ein Mutterland religiöser Vielfalt ist. Im Iran leben seit Jahrtausenden Angehörige verschiedener monotheistischer Religionsgemeinschaften in Frieden und Harmonie zusammen. Von den Angehörigen des Zarathustratums, des Judentums und der christlichen Assyrer, die sich im engeren Sinne der Assyrischen Kirche des Ostens zugehörig fühlen, bis hin zu den orthodoxen Armeniern, den Mandäern sowie den Sunniten. Diese religiösen Minderheiten, die sich als einen festen Bestandteil der iranischen Großraumkultur fühlen, üben ihre jeweiligen Riten aus, ohne sich in ihrem Heils- und Wahrheitsanspruch behindert zu sehen. Ihr Dasein gestalten sie in wechselseitiger Anerkennung gegenüber ihren mehrheitlich schiitischen Landsleuten. Etliche Synagogen und zarathustrische Gebetstempel sowie eine Reihe christlicher Kirchen und Einrichtungen bezeugen dies auf eindrucksvolle Art. Jene einzigartige Vielfalt ist ein Spezifikum des zeitgenössischen Iran, in dem, im Gegensatz zu vielen Demokratien der Welt, religiöse Minderheiten mit Sitzen im Parlament vertreten sind.
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