›Djihad‹ ist ein alter klarer Begriff, der aber in unserer Zeit schillernd und missverständlich geworden ist. Was bedeutet eigentlich Djihad? Ist er ein ›Kampfbegriff‹ des völkischen Zusammenhaltes und der allgemeinen Kampfmoral? Ist Djihad Ausdruck religiöser Selbstverherrlichung und Triumph über alle Gegner oder ein Prozess der demütigen Selbstreinigung und moralischen Kompetenzentwicklung? Wie haben sich Missdeutungen entwickelt?
Betrachten wir die Entwicklungsgeschichte der Religionen, so dürfen wir feststellen, dass eines ihrer zentralen Anliegen darin besteht, ein friedliches Zusammenleben zu bewirken und dies durch Dogmen- und Normenbildung von Generation zu Generation weiterzugeben. Sie werden als Hüter der Moral und als ein Lehrmeister des menschlichen Gewissens wahrgenommen. Im Kontext der zarathustrischen Religion wird die Triade des guten Denkens, des guten Redens und des guten Handelns als die Form der Elementarethik schlechthin betrachtet, die eine Umkehr der Menschennatur zu bewirken. Im Judentum, Christentum und Islam, geht es auf unterschiedliche Weise ebenfalls darum, den Menschen aus seinem unwissenden Dasein heraus in ein selbstbewusstes Geschöpf zu entwickeln. Er soll über sich hinauswachsen, um seine Umwelt in Verantwortung zu gestalten.
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