Das Programm der Schriftenreihe

Berner Forschungen zur Regionalgeschichte

im Verlag Traugott Bautz

Herausgeber der Reihe:

Bände 1-15 werden herausgegeben von
Heinrich Richard Schmidt in Verbindung mit André Holenstein und Christian Pfister

Band 16 wird herausgegeben von
Heinrich Richard Schmidt in Verbindung mit André Holenstein und Christian Rohr

Bände 17 ff. werden herausgegeben von
André Holenstein, Christian Rohr, Heinrich Richard Schmidt



Band 1
Rafael Schläpfer: Kantonale Armenreform und kommunale Fürsorgepolitik

Eine Untersuchung über Armenfürsorge im Kanton Bern im 19. Jahrhundert mit dem Schwerpunkt der Einwohnergemeinde Worb
Nordhausen 2004, ISBN 978-3-88309-131-0, 294 S.

Die Armenfürsorge war ein zentrales Tätigkeitsfeld der öffentlichen Hand im 19. Jahrhundert. Band 1 der BFR stellt die umfassenden Neuerungen, welche die kantonale Armenreform der Jahre 1857/58 im Kanton Bern mit sich brachte, anhand der Armenfürsorge der Einwohnergemeinde Worb dar. Nebst der Analyse der geleisteten Unterstützungen widmet sich die Studie schwer gewichtig der Frage nach der Wahrnehmung bzw. der Handhabung der Unterstützungspflicht durch die kommunalen Behörden sowie nach deren armenpolitischen Massnahmen. Die Studie zeigt, dass vor allem die Kosten der Notarmenpflege, mit deren Hilfe vermögenslose und nicht arbeitsfähige Personen unterstützt wurden, für die Gemeinde ein grosses Problem darstellten. Während die Anzahl der Notarmen zwischen 1858 und 1897 kontinuierlich zunahm, senkte der Kanton seine Beiträge an die Notarmenpflege der Gemeinden von Jahr zu Jahr. Vielfältige Schwierigkeiten erwuchsen Worbs Bevölkerung und Armenbehörde auch durch die Bestimmungen der neuen Niederlassungsgesetzgebung. Die Studie zeigt weiter, dass die Bewilligung als auch die Ablehnung von Unterstützungsgesuchen durch die Worber Armenbehörde mit spezifischen Verhaltensweisen und Werten in Verbindung gebracht wurde. Nebst der kommunalen ist auch die regionale Fürsorgepolitik, die sich auf der Basis von so genannten Amtsarmenversammlungen entwickelte, von Interesse.


Band 2
Reto Müller: Das wild gewordene Element

Gesellschaftliche Reaktionen auf die beiden Hochwasser im Schweizer Mittelland von 1852 und 1876
Nordhausen 2005, ISBN 978-3-88309-231-7, 236 S.

Der vorliegende 2. Band der Berner Forschungen zur Regional-geschichte beruht auf der Lizentiatsarbeit von Reto Müller, vorgelegt bei Prof. Dr. Christian Pfister, Universität Bern.

Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile: Im ersten Teil werden die beiden Mittellandhochwasser von 1852 und 1876 komperativ dargestellt. Dabei wird vorab der Frage nachgegangen, wie die drei gesellschaftlichen Subsysteme Medien, Politik und Verwaltung auf die beiden Extremereignisse reagiert haben. Die Ereignisse von 1852 und 1876 sind die bisher grössten je registrierten Hochwasser in der Schweiz. Die Arbeit zeigt auf, dass die Hochwasserprävention zu einem wichtigen Betätigungsfeld des jungen Bundesstaates wurde. In diesem Politikbereich konnte der Bundesstaat erstmals ohne grossen Widerstand seine Kompetenzen gegenüber den Kantonen ausweiten.

Im zweiten Teil fokussiert sich der Blick der Arbeit auf die Juragewässerkorrektion. Das Hochwasser von 1852 und der neu gegründete Bundesstaat eröffnete dem über Jahrzehnte hinweg geplanten Projekt neue Handlungsspielräume. Die Juragewässerkorrektion war aber weit mehr als bloss ein Hochwasserschutzprojekt: Mit ihr wurden im Bund neue politische Verfahren institutionalisiert, welche bis heute ihre Gültigkeit haben.


Band 3
Gerrendina Gerber-Visser: dan mein muter wot nicht muter sein, und der vatter nicht vatter

Findelkinder in Bern im 18. Jahrhundert
Herzberg 2005, ISBN 978-3-88309-298-0, 245 S.

Kindsaussetzungen gab es in der frühen Neuzeit in ganz Europa, die Häufigkeit hingegen differierte je nach Region ganz beträchtlich. Die Findelhäuser in den Großstädten Europas zeugen vom Ausmaß, welches das Problem annehmen konnte. In Bern wurden ausgesetzte Kinder nicht in einem Findelhaus, sondern individuell bei Pflegefamilien auf dem Land untergebracht. Ein so genannter "Fündelischaffner" war für die Versorgung der Kinder zuständig.

Die vorliegende Studie untersucht die in Bern vorhandenen Institutionen zur Versorgung der ausgesetzten Kinder. Zudem fragt sie nach den Motiven und Hintergründen der aussetzenden Eltern. Ein wesentlicher Teil der Untersuchung ist dem Schicksal der in Bern in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgesetzten Kinder gewidmet: Kindersterblichkeit, Verdingung, Schulbesuch, medizinische Versorgung sowie Berufsbildung und die Lebensumstände als Erwachsene sind weitere Schwerpunkte des Buches. Die gute Quellenlage in Bern ermöglicht einen vertieften Einblick in diesen besonderen Bereich der Fürsorge im Ancien Régime.


Band 4
Matthias Baumer: Private und nichtstaatliche Armenfürsorge in der Berner Landgemeinde Worb im 19. Jahrhundert

Herzberg 2006, ISBN 978-3-88309-313-0, 126 S.

Armut war eine schwere Last für viele, auch im 19. Jahrhundert. Aber langsam entwickelte sich in einer ländlichen Berner Gemeinde wie Worb ein soziales Netz. Zu tragen vermochte es nicht alle, aber gegen Ende des Jahrhunderts immer mehr Menschen. Der Kern der Fürsorge bestand zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Verabreichung von Bildung und Erziehung und in der Abgabe von Lebensmitteln und Brennmaterial, zum Teil direkt in Suppenanstalten.

Später begannen sich weitere Fürsorge-Strukturen mit anderen Leistungen herauszubilden. Diese unterstützten und ergänzten vor allem die staatliche Armenpflege. Sie wirkten eher präventiv, während die staatliche Fürsorge weitgehend Armutssymptome bekämpfte. Die private, freiwillige und nichtstaatliche Fürsorge drang gezielter zu möglichen Ursachen von Armut vor. Wie zum Beispiel der "Allgemeine Krankenverein", der sich Patienten annahm, bevor sie der Gemeinde wegen zu hoher Arzt- und Pflegekosten zur Last fielen. Oder auch die "Krankenkasse", welche dank den finanziellen Leistungen im Krankheitsfalle Haushaltungen vor dem finanziellen Ruin bewahren konnte.

Die private und nicht-staatliche Fürsorge entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts in Worb immer weiter. Sie vermochte die staatliche Armenhilfe zu entlasten, konnte die Armut aber nicht besiegen. Aber vielleicht wollte sie dies auch nicht. Immer noch standen Armut und Not für nichtkonformes Verhalten, Selbstverschulden und oft für die moralische Minderwertigkeit der Betroffenen. Diesen zu helfen war eine tugendhafte Tat, auf welche der begüterte Teil der Gesellschaft auch nicht verzichten wollte.


Band 5
Stephanie Summermatter: Die Überschwemmungen von 1868 in der Schweiz

Unmittelbare Reaktion und längerfristige Prävention mit näherer Betrachtung des Kantons Wallis
Herzberg 2005, ISBN 978-3-88309-327-7, 352 S.

Ein extremes Naturereignis kann in menschlich genutztem Raum eine Katastrophe verursachen, die wiederum Veränderungen anstossen kann. Im Zentrum steht hier deshalb nicht ein Ereignis an sich, sondern dessen Folgen karitativer und präventiver Art: Kann eine Katastrophe für eine Gesellschaft ein verbindendes Ereignis werden? Wie beeinflussen Katastrophen die Umsetzung von Präventivmassnahmen? Wie wird ein Ereignis von Interessengruppen instrumentalisiert, um gewisse Ziele zu erreichen? Diese Fragen werden am Beispiel der Überschwemmungen von 1868 in der Schweiz untersucht, die mit 14 Mio. Fr. Schaden, 55 Todesopfern und mehr als 18'000 Betroffenen als eine der grössten Naturkatastrophen der Geschichte des Bundesstaates gilt.

Die Ereignisse von 1868 verhalfen der Bevölkerung zwanzig Jahre nach der konfliktreichen Entstehung des Bundesstaates zu Erinnerungen, die noch Jahre später Verbundenheit hervorzurufen vermochten. Die ad hoc Hilfe entwickelte sich in den folgenden Jahren zur eidgenössischen Routine in Katastrophenfällen. In Wasserbau und Forstwesen führte die Katastrophe als Ausgangspunkt der Zentralisierung von kantonalen Kompetenzen zu einer dauerhaften politischen Integration.
Rezension in: Berner Zeitschrift für Geschichte, 72. Jahrgang, Nr. 01/10, Seite 117-118.


Band 6
Felix Buchli: Schweizer, steh zu deinen Bahnen!

Die Sanierung der Schweizerischen Bundesbahnen (1920-1945)
Herzberg 2006, ISBN 3-978-3-88309-343-7, 245 S.

Angesichts der grossen Popularität der Schweizerischen Bundesbahnen gerät oft in Vergessenheit, dass deren Finanzlage dem Bund schon sehr oft grosse Schwierigkeiten bereitet hat. Was anlässlich der Verstaatlichung der Eisenbahnen 1898 als eine Erfolgsgeschichte geplant war, entpuppte sich bereits während des Ersten Weltkrieges als ein finanzieller Albtraum, der nur durch ein engagiertes Eingreifen des Bundes beendet werden konnte. Ein Blick auf die fünfundzwanzigjährige Leidensgeschichte dieser ersten Sanierungsbemühungen lässt deutlich werden, dass die zwischen 1920 und 1945 diskutierten Sanierungskonzepte nichts von ihrer Aktualität eingebüsst haben und teilweise erst heute verwirklicht werden.


Band 7
Sandro Frefel: Nach dem ein ehrsame gemeind wohlbedächtlich darüber deliberiert

Berner Gemeindeversammlungen im 18. Jahrhundert
Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-389-5, 220 S.

Der Band untersucht ausgehend vom Kommunalismus-Konzept von Peter Blickle die Funktion der Gemeindeversammlung in den Landgemeinden des Staates Bern im 18. Jahrhundert. Aufgrund der Forschungsdesiderate wird in einem ersten Schritt bestimmt, welche Siedlungsbewohner Zugang zur Gemeindeversammlung hatten, und daraus eine Gemeindetypologie entwickelt. Deutlich wird dabei, dass sich die verschiedenen Gemeinden als Systeme von Rechten und Pflichten der Gemeindebewohner beschreiben lassen. Im Weiteren zeigt die räumliche Verteilung der Gemeindetypen im Berner Territorium den Einfluss von Wirtschaftstätigkeit und Siedlungsstruktur auf die Gemeindeorganisation. Die Gemeindeversammlungen werden sodann nach ihrem Aufbau und ihren Regeln befragt: Mit spezifischen Diskussions- und Entscheidungsmustern versuchten die Gemeinden einen kommunalen Interessenausgleich zu finden und dörfliche Gemeinschaft zu stiften. Weitgehende Entscheidungskompetenzen und ein breiter Themenfächer weisen zudem daraufhin, dass die ländlichen Gemeinden trotz ihres Untertanenstatus über eine gut entwickelte Gemeindeautonomie verfügten.


Band 8
Regula Wyss: Pfarrer als Vermittler ökonomischen Wissens?

Die Rolle der Pfarrer in der Oekonomischen Gesellschaft Bern im 18. Jahrhundert
Herzberg 2007, ISBN 978-3-88309-396-3, 161 S.

Die Oekonomische Gesellschaft Bern wurde 1759 als eine der ersten gemeinnützig und ökonomisch ausgerichteten Sozietäten auf dem europäischen Kontinent gegründet. Sie setzte sich zum Ziel, Landwirtschaft, Handwerk und Handel zu fördern und den Bauern auch ganz praktischen Nutzen zu bringen. Als Vermittler zwischen den Ökonomen aus der Stadt und der ländlichen Bevölkerung sah die Gesellschaft die bernischen Landpfarrer vor.

Innerhalb der Oekonomischen Gesellschaft finden sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts viele mitarbeitende Geistliche. Die Formen ihrer Aktivitäten gestalteten sich sehr unterschiedlich. Einige nahmen in ihrer Gemeinde aktiv Vermittlungsfunktionen wahr, andere sandten Abhandlungen, Preisschriften oder Topographische Beschreibungen mit vielfältigen Informationen aus ihrem Lebensumfeld nach Bern.

Geistliche versuchten zwar einerseits als Volksaufklärer, ökonomisches Wissen zu vermitteln, hatten aber andererseits - zumindest für die Oekonomische Gesellschaft Bern - eine deutlich grössere Bedeutung als Sammler lokaler Informationen.


Band 9
Daniel Salzmann: Dynamik und Krise des ökonomischen Patriotismus

Das Tätigkeitsprofil der Oekonomischen Gesellschaft Bern 1759-1797
Herzberg 2009, ISBN 978-3-88309-480-9, 206 S., 5 Abb.

Die Oekonomische Gesellschaft Bern war eine der bedeutendsten Aufklärungssozietäten der Schweiz. 1759 gegründet, entwickelte sie in den dynamischen Anfangsjahren rasch eine ausgedehnte Tätigkeit. Bis 1797 folgten jedoch auch markante Krisen im Leben der Gesellschaft. Die vorliegende Untersuchung verfolgt diesen Wandel, indem sie ein auf seriellen Daten basierendes Tätigkeitsprofil erstellt. Die Datenreihen für die verschiedenen Aktivitäten werden dabei um zahlreiche Beobachtungen qualitativer Natur ergänzt. In einem zweiten Teil wird gefragt, wie die Gesellschaft selbst den Rückgang ihrer Tätigkeit wahrnahm und welche Massnahmen zur Reaktivierung sie ergriff. Drittens werden die Hintergründe dieser Aktivitätskurve analysiert. Dabei kommen sowohl gesellschaftliche und wissenschaftliche Trends auf lokaler und internationaler Ebene, das bernische Institutionengefüge wie auch das Engagement der einzelnen Mitglieder zur Sprache.
Regina Dauser in: Rezension im Jahrbuch für Regionalgeschichte 28 (2010), Seite 188-191


Band 10
Lukas Boser: Natur – Nation – Sicherheit.

Diskurse über die Vereinheitlichung der Masse und Gewichte in der Schweiz und in Frankreich (1747-1801)
Herzberg 2010, ISBN 978-3-88309-571-4, 180 S.

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde in wissenschaftlich interessierten Kreisen immer wieder der Wunsch laut, die äusserst heterogenen Masse und Gewichte zu homogenisieren. Die Gelehrten störten sich zunehmend an den gebräuchlichen, über Jahrhunderte gewachsenen lokalen Masssystemen. Diese anthropomorphen Masse, wie der Fuss oder die Elle, behinderten in den Augen der Wissenschaftler durch ihre Uneinheitlichkeit und Ungenauigkeit den Austausch von Ideen und Handelswaren und damit schlussendlich den wissenschaftlichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Fortschritt. Gegen Ende des Jahrhunderts nahmen im Zuge grosser politischer Umwälzungen auch die Politiker die Ideen der Wissenschaftler auf, vereinnahmten sie für ihre eigenen Zwecke und setzten schliesslich das grosse Werk der Vereinheitlichung der Masse und Gewichte in Gang.

In der vorliegenden Arbeit wird dieser Prozess in Frankreich sowie in der Schweiz, insbesondere im Kanton Bern, im Zeitraum zwischen 1747 und 1801 untersucht.


Band 11
Stefan Bütikofer: Sozialer Aufstieg durch Schulbildung?

Die Sekundarschule Worb und das Städtische Gymnasium Bern am Ende des 19. Jahrhunderts
Herzberg 2010, ISBN 978-3-88309-599-8, 196 S.

Chancengleichheit im Bildungswesen ist heute ein zentrales Thema. Durch das Bildungssystem werden Berufschancen verteilt und eine sich als liberal verstehende Gesellschaft ist deshalb auf eine grösstmögliche Chancengleichheit angewiesen.

Der vorliegende Band untersucht den Zusammenhang zwischen Herkunft, Bildungsgang und Berufschancen am Ende des 19. Jahrhunderts anhand der Primar- und Sekundarschulen Worb sowie des Städtischen Gymnasiums Bern. Dabei soll festgestellt werden, welche Kinder welche Schulen besuchen und ob ein besserer Schulabschluss auch zu besseren Berufschancen führt. Es zeigt sich, dass im Schulsystem des ausgehenden 19. Jahrhunderts keine Chancengleichheit herrscht. Sekundarschule und Gymnasium sind weitgehend Standesschulen der oberen Schichten. Chancengleichheit im Sinne von Förderung der Benachteiligten war jedoch auch kein Ziel der höheren Schulen, besonders des Gymnasiums.


Band 12
Jens Montandon: Gemeinde und Schule -

Determinanten lokaler Schulwirklichkeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts anhand der bernischen Schulumfrage von 1806
Herzberg 2011, ISBN 978-3-88309-623-0, 337 S.

Nach dem Ende der Helvetischen Republik beauftragte der Kleine Rat von Bern das Schuldepartement, eine Landschulordnung auszuarbeiten, die die bestehende von 1720 ablösen sollte. Schwierigkeiten bei der Abfassung der neuen Gesetzesgrundlage zwangen die Verantwortlichen dazu, in den Dörfern zusätzliche Informationen über den Zustand der Landschulen einzuholen, um diese in eine adäquate Ordnung einfliessen zu lassen. Dazu wurde 1806 ein standardisierter, tabellarischer Fragebogen erarbeitet und mit dem Auftrag, ihn für jede bestehende Landschule von den Pfarrern ausfüllen zu lassen, an die Oberamtleute in den bernischen Amtsbezirken verschickt. Die im Frühling und Sommer 1806 eingegangenen Antworten aus rund 500 Schulgemeinden, an denen etwas mehr als 42'000 Schülerinnen und Schüler gemeldet waren, bilden ein aussergewöhnliches, von der bisherigen schweizerischen Schulgeschichtsforschung kaum wahrgenommenes Quellenkorpus. Die vorliegende Untersuchung versucht diese Forschungslücke zu schliessen, in dem sie in einem ersten Schritt die Informationen zu den Rahmenbedingungen von Schule und Schule halten und zum Bildungsangebot erhebt, analysiert und darstellt. Darauf aufbauend werden in einem zweiten Schritt anhand herausragender "Bildungsräume" die Voraussetzungen gesucht, die ein erfolgreiches Lernen in den angebotenen Lehrinhalten ermöglicht und begünstigt haben.


Band 13
Peter Lehmann: Von der Reformsozietät zum Landwirtschaftsverein

Die Oekonomische Gesellschaft Bern in Zeiten des Übergangs 1798-1831
Herzberg 2011, ISBN 978-3-88309-634-6, 196 S.

Von 1798 bis 1831 veränderte sich Berns Gesicht mit dem Übergang vom Ancien Régime zum liberalen Kanton grundlegend. Diese Umwälzungen konnten an einer eng mit dem staatstragenden Patriziat verflochtenen Aufklärungssozietät wie der Oekonomischen Gesellschaft nicht spurlos vorübergehen. Die vorliegende Arbeit untersucht die Entwicklung einer traditionellen Aufklärungsgesellschaft hin zum bürgerlich-bäuerlichen Massenverein des 19. Jahrhunderts. Sie stellt damit einen bis heute als wenig spektakulär beurteilten Zeitabschnitt in der Geschichte der Oekonomischen Gesellschaft ins Zentrum des Interesses. Dabei werden die Bedingungen, welche das Überleben der Gesellschaft in einer turbulenten Umbruchzeit ermöglichten, ebenso aufgezeigt, wie die Faktoren, welche die tiefgreifende Wandlung der Oekonomischen Gesellschaft von der Reformsozietät zum bürgerlichen Landwirtschaftsverein anstiessen.


Band 14
Fredy Schnyder: Freiheit – Gleichheit – Sicherheit

Politische Polizei in der Helvetik (1798-1800)
Herzberg 2012, ISBN 978-3-88309-372-7, 172 S.

„Freiheit und Gleichheit“ – so lautete das Credo der Gründerväter der Helvetischen Republik. Innerhalb weniger Wochen wurde die junge Republik durch zunehmende Bedrohungen von innen und aussen derart in ihren Grundfesten erschüttert, dass die Regierung zum Schutz des Staates zu polizeilichen Massnahmen griff, welche die zuvor garantierten Bürgerrechte entscheidend einschränkten. So wurde der Sicherheit des Staates bald schon höhere Priorität eingeräumt als der neu proklamierten Freiheit und Gleichheit. Die vorliegende Studie thematisiert die Sicherheits- und Informationspolitik von der Gründung der Helvetischen Republik im April 1798 bis zum Sturz des Vollziehungsdirektoriums im Januar 1800 und schliesst damit die Forschungslücke, die im Bereich des polizeilichen Staatsschutzes der Helvetik bisher bestanden hat.


Band 15
Andrea Schüpbach: Ökonomie in der Herrschaft Worb

(1645–1850)
Herzberg 2014, ISBN 978-3-88309-743-5, 413 S.


Band 16
Spielmann, Benjamin: Bohren, Feilschen, Politisieren

Der Salzhandel im Kanton Bern im 19. Jahrhundert
Nordhausen 2013, ISBN 978-3-88309-802-9, 168 S.

Diese Arbeit untersucht Salzhandel und -politik im Kanton Bern im 19. Jahrhundert, einer Zeit des Umbruchs im schweizerischen Salzwesen. Es werden wichtige Akteure vorgestellt, das Zusammenspiel der verschiedenen Salinen und deren Beziehungen mit Bern analysiert und Maßnahmen aufgezeigt, wie die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit diesem lebensnotwendigen Gut gewährleistet werden sollte.

Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Süddeutschland und in der Schweiz auf bis dahin unbekannte Salzquellen gestossen wurde, erwuchs daraus eine Vielzahl von sich konkurrierenden Salzlieferstätten und damit ein Überangebot an Salz. Dadurch konnte sich Bern in einem jahrzehntedauernden Prozess aus der Vormachtstellung der französischen Salinen lösen, welche den Berner Salzmarkt bis dahin praktisch uneingeschränkt dominiert hatten. Die Berner Behörden wussten den neu gewonnen Handlungsspielraum geschickt auszunützen und handelten immer attraktivere Vertragskonditionen aus. Die sinkenden Salzpreise wurden auch an die Berner Bevölkerung weitergegeben, jedoch erst unter grossem politischem Druck, da der staatliche kontrollierte Salzhandel für die Kantonskasse hohe Gewinne abwarf. Der Kanton unternahm auch selber Salzbohrversuche, die aber aufgrund immenser Kosten und bescheidener Fördermengen keine nennenswerten Resultate hervorbrachten. Obwohl genügend Salz auf dem Markt zur Verfügung stand, hielt sich der Traum vom eigenen Salz in einigen Köpfen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.


Band 17
David Pfammatter, Niedere Schulen im 18. Jahrhundert

Gegenüberstellung von katholischer und reformierter Schulrealität im Fricktal und im Unteraargau
Nordhausen 2014, ISBN 978-3-88309-879-1, 184 S.

Die vorliegende Untersuchung widmet sich dem katholischen und habsburgischen Fricktal und dem reformierten bernischen Unteraargau, die beide Anfang des 19. Jahrhunderts zum Kanton Aargau verschmolzen. Sie zeigt deutliche Unterschiede in der Schulentwicklung beider Regionen. Dafür waren die andersartigen lebensweltlichen Voraussetzungen ursächlich. Während der Rechenunterricht z.B. im Fricktal vor Einführung des Normalschulunterrichts nur in wenigen Gemeinden eingeführt war, lernten die Schulkinder des Unteraargaus aufgrund von marktstrategischen und ökonomischen Überlegungen in rund einem Drittel der Gemeinden rechnen.

Die theresianisch-josephinischen Schulreformen im Fricktal gaben dann aber dem katholischen Schulsystem einen enormen Schub. Die Lehrer wurden zentral in Freiburg im Breisgau nach der Felbigerschen Methode systematisch ausgebildet, was eine Revolution des frühneuzeitlichen Lehrerberufes darstellt. Die Einführung des Normalschulsystems im Fricktal schuf um 1774 einen Schulstandard, den der Unteraargau erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts erreichen sollte. Die gute Ausbildung der katholischen Lehrer erfasste mit dem Schulmeister die zentrale "Schaltstelle" der Bildung, die auch die Forschung von John Hattie als Hauptursache für Schulerfolg sieht.

Daneben konnte eine ganze Menge weiterer Faktoren identifiziert werden, welche die These des protestantischen Bildungsvorsprungs entkräften und ein differenziertes Bild der Schulrealität am Ende des 18. Jahrhunderts nachzeichnen.


Band 18
Jacqueline Burri, Die „gute“ Waldwirtschaft

Wandel und Kontinuität in der Wahrnehmung und Bewirtschaftung des Gantrischgebietes
Nordhausen 2015, ISBN 978-3-88309-894-4, 185 S.

Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die bernischen Behörden unter dem Verweis auf die Sicherstellung einer "guten" Waldwirtschaft mit Bewirtschaftungsvorschriften in die Eigentumsrechte der Waldbesitzenden einzugreifen. In einer Längsschnittstudie untersucht Jacqueline Burri die Entwicklung und Durchsetzung waldwirtschaftlicher Paradigmen sowie deren Einfluss auf die Nutzungsansprüche und Bewirtschaftungsmassnahmen am Beispiel der Wälder im Gantrischgebiet.


Band 19
Manuel Burkhard, Der Mönch und seine Berge

Gegenüberstellung von katholischer und reformierter Schulrealität im Fricktal und im Unteraargau
Nordhausen 2016, ISBN 978-3-95948-059-8, 196 S.

Die Alpen waren stets ein prägender Standortfaktor und stellen bis heute einen länderübergreifenden Kulturraum in Westeuropa dar. Insbesondere die beiden Alpenrepubliken Schweiz und Österreich, aber auch Teile von Italien, Frankreich, Deutschland und Slowenien werden von den Alpen in topographischer, wirtschaftlicher und mentaler Hinsicht geprägt. Als Barriere zwischen dem Norden und dem Süden Europas stellten sie seit dem Altertum eine Herausforderung dar. Enge, steile Täler und ungewohnte Höhenlagen forderten ihren Bewohnern stets eine umfangreiche Adaption ab, prägten aber - bis heute - auch ihr Denken und Handeln. Berge sind gleichermaßen Kulturgut wie auch wirtschaftliches, vor allem touristisches, Kapital - in Österreich und der Schweiz so prägend wie in kaum einem anderen Land - und helfen bei der Repräsentation und Vermarktung nach außen. Während die Alpen aber nach menschlichem Ermessen schon immer da waren, wurden sie lange mit wenig Aufmerksamkeit bedacht. Bis in die Frühe Neuzeit wurden Berge nach Möglichkeiten gemieden. Befasst man sich erstmals mit der Geschichte der Alpen (nicht im erdgeschichtlichen, sondern im historiographischen Sinne des Wortes), so mag eingangs gar der Eindruck entstehen, dass es nicht einmal die Bewohner der Alpen und der nahen Umgebung waren, sondern Fremde, welche das Gebirge erschlossen: Pilger, Händler, Bildungsreisende und später abenteuerlustige, vorwiegend englische Touristen.

Es ist schon ein etwas genauerer Blick in die Alpenliteratur nötig, um jene stillen Vorreiter zu entdecken, die in einer Zeit, als in den Bergen noch Dämonen vermutet und die steilen Hänge als unbrauchbare, verlorene Fläche abgetan wurden, aufbrachen, um ebendiese Gebiete zu durchschreiten, zu erkunden und zu beschreiben. Einem von ihnen soll diese Arbeit besonderes Gehör verschaffen. Auf den folgenden Seiten wird ein Mann studiert, der, Jahrzehnte bevor der erste englische Bergsteiger einen Alpengipfel erklomm, die Berge zu seinem Lebensinhalt erhob: Pater Placidus Spescha (1752-1833). Das Attribut "still" mag zwar, wie sich schnell herausstellen wird, höchst unpassend sein. Spescha scheute zu Lebzeiten keine Konfrontation und hinterließ ein umfangreiches schriftliches Werk, das ihn als Studienobjekt geradezu prädestiniert. Aus heutiger Sicht ist es jedoch insofern zutreffend, da man in der Literatur kaum von ihm liest. Er soll hier als Stellvertreter einer Generation stehen, welche das Gebirge aus eigenem Antrieb bereiste (und nicht, wie später so viele ihrer Landesleute, als Bergführer), die ein Leben lang den Bergen verbunden blieb (und nicht nur in Form einer oder einiger Reisen und Ausflüge), vor allem aber als Vertreter einer Generation, die in den Bergen unterwegs war, bevor die ausländischen Touristen kamen.

Die vorliegende Arbeit befasst sich also mit zwei Kernthemen: Dem Alpinismus im Allgemeinen - wobei, und darauf wird in der Einführung in Kapitel 1.3.2 noch eingegangen, schon der Begriff an sich ein Problem darstellt - und den alpinistischen Tätigkeiten des Placidus Spescha im Speziellen. Dazu soll im Folgenden zuerst der gegenwärtige Stand der Forschung zu beiden Themenbereichen betrachtet werden. Aus den dabei zu Tage tretenden Lücken lässt sich dann ein Katalog von Fragestellungen ableiten, anhand derer Placidus Spescha systematisch erfasst und eingeordnet werden kann. In diesem Zusammenhang werden auch einige grundsätzliche Probleme betreffend Definitionen und Einordnungen zu diskutieren sein. Am Ende der Einführung steht ein kurzer Überblick der wichtigsten bearbeiteten Quellen. Damit sollte der Boden bereitet sein, um sich den Alpen selbst und ihrer Eroberung zuzuwenden.


Band 20
Simon Liechti, Naturphänomen, Ressourcenzerstörung oder Argumentationsmittel?

Diskurse im Umgang mit Waldbränden vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert
Nordhausen 2017, ISBN 978-3-95948-314-8, 181 S.

Im 18. Jahrhundert begannen erste forstliche Gelehrte sich mit dem Phänomen Waldbrand auseinanderzusetzen. Aus diesen frühen Schriften entwickelten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts detaillierte Expertendiskurse, welche zunehmenden Einfluss auf den allgemeinen Umgang mit Feuer im Wald hatten. Gleichzeitig stellten in der betrachteten Untersuchungsperiode vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert verschiedene soziale Gruppen unterschiedliche und sich teilweise entgegenwirkende Nutzungsansprüche an die Wälder.

Im Sinne einer multiperspektivischen Betrachtung geht der Autor deshalb auch wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekten im Zusammenhang mit der Waldbrandthematik nach – und erläutert, weshalb die bedingungslose Bekämpfung von Feuer im Wald bis weit ins 20. Jahrhundert hin ein ein unbestrittener Grundsatz von Forstexperten und Herrschaftsträgern blieb.