Markus Stutzenberger

Pastoralliturgische Innovationen im Osten Deutschlands.

Die „Feier der Lebenswende“ im Bistum Erfurt

als rite de passage ungetaufter Jugendlicher
im Vergleich mit profanen, kirchlichen und sakramentalen Feierformen

Abstract / Rezension


Aus der Einleitung und Hinführung (ohne Quellenangabe)

"Der Herr bricht ein um Mitternacht;
jetzt ist noch alles still.
O Elend, daß schier niemand wacht
und ihm begegnen will."

Die Strophe dieses Liedes könnte demjenigen leicht in den Sinn kommen, der zum ersten Mal mit der Diaspora- bzw. Missionssituation der (katholischen) Kirche in den fünf "neuen" Bundesländern im Osten Deutschlands konfrontiert wird: "Tausende von Jugendlichen [...] nehmen weiterhin an den Jugendweihefeiern teil,... Freidenkerbewegungen sehen ihre Stunde gekommen. Sie vereinen nichtsahnende, nur an der Feierlichkeit interessierte Jugendliche und Eltern für eine bedenkliche Ideologisierung."

Ein Blick auf die Zahlen offenbart folgendes: In allen östlichen Bistümern einschließlich des Westteils von Berlin leben zurzeit (Stand: Ende des Jahres 1999) etwa 1,2 Millionen Katholiken. Sie stellen, gemessen an der Gesamtbevölkerung, eine gesellschaftliche Minderheit von ca. fünf bis sieben Prozent dar. Die evangelischen Kirchen im Osten Deutschland weisen im Vergleich dazu eine vierfach höhere formelle Kirchenzugehörigkeit auf. Doch lässt sich inhaltlich, insbesondere in Bezug auf zentrale christliche Bekenntnisinhalte, ein tief verankertes Desinteresse bzw. Nichtwissen festmachen. Beim überwiegenden Teil der ostdeutschen Bevölkerung fehlt ein explizit transzendenter Bezugspunkt. Religiöse Grundbedürfnisse artikulieren sich in der Bindung an Sekten und Weltanschauungsgemeinschaften oder aber verdeckt und sublimiert im Konsumverhalten. Religion ist "unsichtbar" geworden, sukzessive verdunstet, bedingt durch eine jahrzehntelange, staatlich protegierte Abstinenz von Kirche, Gott und kirchlich verfasster Religion. Diese antireligiöse und näherhin antichristliche Saat ist bis heute, auch noch zehn Jahre nach der politischen Wende in der ehemaligen DDR, offenkundig: Den Glauben an Gott empfinden viele Menschen in den neuen Bundesländern hinsichtlich der Relevanz für ihr ganz persönliches Leben als bedeutungslos.


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