Jérôme Jaminet

GEDANKENSTILLE

Rezension


"Das Vergehen der Zeit ist ihr Vergehen an mir

Jérôme Jaminets Textsammlung "Gedankenstille"

Der 1979 in Luxemburg geborene Germanistik- und Philosophiestudent Jérôme Jaminet hat kürzlich eine Sammlung neuerer Texte unter dem Titel "Gedankenstille" herausgegeben.

Mit diesen Texten der unterschiedlichsten Gattungen nimmt Jaminet die moderne Gesellschaft mit scharfer Feder in prägnanter Weise aufs Korn. Seine Dichtung versteht sich keineswegs als "l'art pour l'art", sondern darf im besten Wortsinn als engagiert gelten. Mit hoher Sensibilität und analytischer Gabe lotet er die Schwächen und Gefahren der so genannten modernen Spaßgesellschaft schonungslos aus und bringt sie überaus kritisch und stimmig auf den Punkt. Dabei sind insbesondere auch seine Denkansätze hinsichtlich der spezifischen Sprachensituation Luxemburgs und dem damit in Zusammenhang stehenden Schulwesen durchaus stringent.

Jérôme Jaminet zeigt in seinen Kurzgeschichten und Essays und ganz besonders in seinen Aphorismen und Gedichten ein ausgeprägtes Gespür für die verschiedenen Gestaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache. Anhand geistreich-pointierter Wortspiele oder origineller Neologismen hinterfragt er etwa sprachliche Konventionen und enthüllt so dahinter verborgene, mitunter fragwürdige Denkmuster. Es gelingt dem jungen Schriftsteller, Tragik und Komik in einer ganz besonderen Art zueinander in Bezug zu setzen und mit schlichten Worten sowie philosophischem Hintersinn zutiefst menschliche Probleme bewusst werden zu lassen.

"Gedankenstille" liest sich keineswegs als vordergründiges zeit- und kulturkritisches Lamento, da Jérôme Jaminets Texte in ihrer mehrdeutigen Vielschichtigkeit Lösungsansätze zu einem inneren Wandel und Umdenken des modernen Menschen bereits mit enthalten.

Jérôme Jaminet hat 1990 unter dem Eindruck von Wolfgang Hohlbeins phantastischem Roman "Der Greif" seine erste Kurzgeschichte geschrieben. Seitdem sind weitere Erzähltexte, Gedichte, Aphorismen und Essays im Schulalmanach des "Lycée Robert Schumann" und später in der Kulturzeitschrift "nos cahiers" erschienen. Der junge Autor ist auch als freier Mitarbeiter für das "Lëtzebuerger Journal" tätig.

Mit dem vorliegenden Band "Gedankenstille" bietet Jérôme Jaminet einen Überblick über sein bisheriges schriftstellerisches Schaffen ab 1995.

Jeff Baden


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