Kirchengeschichte und Landesgeschichte

Dr. Uwe Czubatynski (Jahrgang 1965), von Beruf und aus Berufung Pfarrer in Rühstädt (Prignitz) und Bibliothekar, Vorsitzender des Vereins für Geschichte der Prignitz und Herausgeber einer regionalkundlichen Zeitschrift, ist in der Brandenburgischen Kirchen- und Landesgeschichtsschreibung spätestens seit seiner 1998 gedruckten Dissertation "Armaria ecclesia" kein Unbekannter mehr.

Sein Engagement gehörte und gehört dabei aber vor allem auch der Erforschung und Erschließung der oft reichhaltigen, heute meist sträflich vernachlässigten Kirchenbibliotheken und -archive. Seine zahlreichen und thematisch breit gefächerten Beiträge aus den verschiedensten Publikationen sind jetzt in der Sammlung "Kirchengeschichte und Landesgeschichte" erschienen. Das ist überaus erfreulich, denn es dürfte sonst dem Interessenten sehr schwierig werden, diese Beiträge in ihren verstreuten originalen Publikationen zu erreichen und zu nutzen.

Czubatynski's Arbeiten sind gekennzeichnet durch einen sorgfältigen und fundierten Umgang mit den Quellen und deren fachliche Erschließung. Dabei gelingt es ihm aber auch immer hervorragend die entsprechenden Beiträge in einer flüssigen und allgemeinverständlichen Sprache und Darstellung herüber zu bringen. Die Themen seiner Forschungen und Arbeiten reichen dabei vom Pfarrarchiv in Perleberg, über das Kloster Heiligengrabe, die Kirchenbibliothek St. Katharinen in Hamburg, die Orgel im Fürstenwalder Dom und die Bibliotheksgeschichte von Gardelegen und Magdeburg im 17. und 18. Jahrhundert bis zu niederdeutschen Drucken des 16. Jahrhunderts in der Marienbibliothek Frankfurt/Oder.

Für die Sächsische und vor allem die Oberlausitzer Geschichtsforschung ist aber ein anderer der Beiträge Czubatynski's von besonderem Interesse und von großer Bedeutung: "Die Kirchenbibliothek Altlandsberg und ihr Gründer Heinrich Spätich". Dieser Beitrag erlebte seine Erstveröffentlichung in dem Band "Kirchenbibliotheken als Forschungsaufgabe" / hrsg. von Uwe Czubatynski. - Neustadt/Aisch: Degener, 1992) und wurde für den hier angezeigten Sammelband leicht überarbeitet. Von regionalkundlichem Interesse ist dieser Beitrag durch die Person von Heinrich Spätich, denn dieser war unter dem berühmten Rektor Christian Weise von 1687 bis 1689 Schüler am Zittauer Gymnasium. Spätich berichtete später nicht nur über seine Schulzeit bei Weise und über einen von diesem angeregten Besuch bei Weises Freund, dem böhmischen Jesuiten und Geschichtsforscher Bohuslav Balbin, sondern sammelte in Altlandsberg dann auch die Werke seines einstigen Zittauer Rektors und dessen Schulkollegen. Um diesen Beitrag auch dem Oberlausitzer Interessenten zugänglich zu machen, ist eine nochmals überarbeitete und erweiterte Fassung für die "Oberlausitzer Heimatblätter" schon in Vorbereitung.

Inhaltlich korrespondiert dieser Beitrag über Heinrich Spätich auch sehr stark mit einer anderen frühen Arbeit von Czubatynski "Christian-Weise-Drucke in Kirchenbibliotheken der ehemaligen DDR" (in: "Kirchenbibliotheken als Forschungsaufgabe", 1992). Diese Arbeit, ebenfalls von großem Interesse und Bedeutung für die regionalkundliche Forschung, wurde bereits in den "Oberlausitzer Heimatblättern", Heft 1 (2004) (Oberlausitzer Verlag Spitzkunnersdorfl, nachgedruckt.

So wie der Oberlausitzer Heimatforscher wird gewiß auch manch anderer Leser in anderen Regionen seine Entdeckungen in dem Sammelband "Kirchengeschichte und Landesgeschichte" von Uwe Czubatynski machen. Daher ist diese Publikation, auch weit über den eigentlichen Brandenburgischen Forschungsbereich hinaus, sehr zu empfehlen!

Uwe Kahl