Rainer Hackel

Scherereien im Paradies

Geschichten aus Ghana

Rezension


Rainer Hackels Buch "Scherereien im Paradies - Geschichten aus Ghana" ist der mittlerweile fünfte Band des Autors mit Erzählungen aus Ghana - und auch die neuen Geschichten vermitteln dem Leser ein lebendiges Bild des Alltags in dem westafrikanischen Land.

An Hackels "Scherereien" beeindruckt die Fülle unterschiedlichster Eindrücke, sei es aus einer Großstadt wie Kumasi, sei es aus dem Heimatdorf seiner Frau. Und auch das Wechselbad der Gefühle, in das der Leser geworfen wird, ist erstaunlich. So erzählt Hackel in der ersten Geschichte von der bewegenden Trauerfeier für einen mit 130 Jahren verstorbenen Medizinmann, der dank seiner Kräutermischungen bis ins höchste Alter mit "unerhörter Fruchtbarkeit gesegnet war und unzählige Kinder in die Welt setzte". In derselben Geschichte besucht Hackel eine Fetischpriesterin, die ihn mehr beeindruckt als so mancher selbsternannter Prophet, der den Gläubigen das letzte Geld aus der Tasche zieht.

Dann wieder erzählt der Autor überaus spannend die vertrackte Liebesgeschichte seines Fahrers, der einem von Habgier zerfressenen Mann die Frau ausspannt. Von g e r a d e z u umwerfender Komik ist die Geschichte über die Dreharbeiten zu einem Videoclip, bei denen Hackel seine Frau über den Haufen fahren soll, was ihm auch nach wiederholten Versuchen nicht gelingen will. Wie ein Traum mutet die letzte Erzählung an, die von der Läuterung eines Rassisten während eines ghanaischen Gottesdienstes zu berichten weiß und in Deutschland spielt.

Im Unterschied zu den anderen Geschichten, die realistisch erzählt werden, bedient sich der Autor hier lediglich realer Versatzstücke, um eine ebenso visionäre wie satirische Erzählung über einen "einsamen Wolf" zu erzählen, der durch die Begegnung mit Migranten aus Ghana seine bösen Vorurteile über Bord wirft.

Hackels neue Geschichten aus Ghana empfehlen sich nicht allein wegen ihrer plastischen Schilderungen des ghanaischen Lebens, sondern gleichermaßen wegen ihrer literarischen Qualität. Erwähnt sei schließlich noch die bibliophile Ausstattung des Bandes, der mehrere Bilder von Boozen, einem Maler aus Ghana, enthält.

Ester Awonoor


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