Ellen Wilmes

Nicht-Dualität

Dôgen Zenji trifft Michel Henry

libri nigri Band 67

Rezension


Dualität ist reine Kopfsache, Vorstellung. Nicht-Dualität ist das Leben, die aktive Handlung. In Ihrer Überzeugung der Nicht-Dualität lässt Ellen Wilmes hauptsächlich zwei ungleiche und doch in gewisser Weise geistverwandte Persönlichkeiten sich begegnen: den ZEN-Meister Dôgen Zenji (1200-1253) und den französischen Philosophen Michel Henry (1922-2002). Zwischen beiden liegt der Weltengang von gut 750 Jahren.

Mit nachvollziehbaren Beispielen aus dem Lebensalltag, wird der Leser an die Thematik herangeführt. Sie zeigen auf und geben Einblick, wie selbstverständlich Dualität "funktioniert" und wie es möglich ist, in diesem Prozess zu einer anderen Sichtweise zu gelangen. Für die Autorin steht das vor allem im Zusammenhang mit der Phänomenologie des Lebens und damit, wie wir Handlungen definieren, wie Menschen mit ihrer Geistigkeit und Körperlichkeit umgehen und sich durch Begrifflichkeiten beeinflussen lassen.

Schwerpunkt des ersten Teils des Buches sind die Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen, die sich aus dem einfachen TUN ergeben können. Ellen Wilmes zeigt beispielsweise auf, welche Möglichkeiten sich aus einer veränderten Sicht auf die Realität ergeben, aber auch wie der von ihr geprägte Begriff der KörperGeistung - bei vorbehaltloser Akzeptanz - umfassend und nachhaltig in den eigenen Entwicklungsprozess eingebracht werden kann. Dabei lädt die Autorin immer wieder zu einem veränderten Blick auf einfache Alltagshandlungen ein. Ihr geht es darum, dass wir unsere Verhaltensmöglichkeiten nicht mehr kausal und differenziert betrachten, sondern als Einheit.

Ein wichtiger Aspekt ist auch die Auseinandersetzung mit der Rolle unseres Selbst. Ellen Wilmes zeigt sehr anschaulich auf, dass Übergänge, z. B. vom Denken zum Tun nur "gemacht" sind. Sie legt den Fokus vor allem darauf, zu einer Überwindung dieses Trennungsmodells zwischen Körper und Geist zu kommen. Dabei geht es um die aktive Gestaltung dieses Prozesses aus einer bestimmten Haltung heraus, die sich z. B. in der Wahrnehmung und damit der Abfolge des eigenen Handelns ausdrückt.

Das Buch schließt mit einem fiktiven Gespräch zwischen Dôgen Zenji, Michel Henry und Werner Heisenberg. In dieser wechselseitigen Aussprache über Wahrheit, Quantenphysik und RaumZeit wird klar, dass die Fragen an das Leben über Jahrhunderte gleich geblieben sind.

Fazit
Ellen Wilmes Buch ist ein Arbeitsbuch. Sie lässt ein Paradoxon entstehen, dass sie sehr treffend KörperGeistung nennt. Menschen, die sich auf diese ungeteilten Ansichten einlassen, werden Begrifflichkeiten wie Wahrnehmung und Zeit fortan in einem anderen Bezug zum eigenen Handeln sehen. Nicht-Dualität reformiert. In diesem Sinne geht es in Wilmes' Buch tatsächlich darum, bereits einnehmbare Perspektiven neu zu entdecken und zu leben.


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