Traugott Bautz, Bernd Jaspert (Hrsg.)

50 Jahre Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Ein Weg in die Zukunft

Rezension


Das Riesenwerk "Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon" (BBKL), das inzwischen auf 39 umfangreiche Bände angewachsen ist, nahm seinen Anfang durch einen einzelnen Theologen im ehemaligen Pfarrhaus in Holtorf an der Elbe, heute Schnackenburg/Wendland. Pastor Friedrich Wilhelm Bautz (1906-1979) plante dort zu Beginn der 50er Jahre ein zweibändiges Handbuch über bedeutende Personen der Kirchengeschichte. Als er 1954 hauptamtlicher Lektor im Verlag des Evangelischen Erziehungsvereins in Neukirchen wurde, arbeitete er nebenbei intensiv an seinem Projekt weiter, das 3000 evangelische Kurzbiographien umfassen sollte. Da aber sein Verlag die Herausgabe immer weiter hinauszögerte, kündigte Bautz seine Stelle und hielt sich mit seiner Familie durch Vertretungsdienste in verschiedenen Kirchengemeinden über Wasser. Sein Wohnort wurde Dortmund, wo er die Landes- und Stadtbibliothek benutzen konnte. Später forschte er viel in der 50 km entfernten Universitätsbibliothek Münster. 1966 eröffnete sein Sohn Traugott (geb. 1945) als gelernter Buchhändler eine Buchhandlung in Hamm/Westfalen und entschloss sich 1968, einen eigenen Verlag zu gründen, um das Werk seines Vaters unter dem Titel "Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon" herauszugeben. Als Friedrich Wilhelm Bautz 1979 starb, lagen der erste Band mit zehn Lieferungen und vorn zweiten Band fünf Lieferungen vor.

Nach längerem Zögern entschloss sich Traugott Bautz, der 1973 in Göttingen zu studieren begonnen hatte, das Lebenswerk seines Vaters fortzusetzen. Das geschah nach dem Zweiten Staatsexamen unter grundlegenden Veränderungen. Es wurden zahlreiche neue Mitarbeiter gewonnen, was sein Vater stets abgelehnt hatte, und der Namenskatalog wurde erheblich erweitert. 1980 begann auch hier das Computerzeitalter. 1983 zog die Familie nach Herzberg am Harz. 1996 hielt das Internet seinen Einzug in den Verlag. Mit Band XIV konnte 1998 das Werk abgeschlossen werden, doch die Arbeit ging unverdrossen weiter. Seitdem erscheint jährlich wenigstens ein Nachtragsband, jeweils mit einem Gesamtregister. Insgesamt sind es bisher über 20.000 Artikel, die mehrfach monografisches Format erreichen. Mittlerweile arbeiten mehr als 2000 Wissenschaftler daran mit. Die Online-Ausgabe des BBKL erlaubt die Literaturergänzung der jeweiligen Lemmata; so werden die wissenschaftlichen Personalartikel fortlaufend aktualisiert.

Zum 50jährigen Bestehen des Lexikons haben der Verleger und Bernd Jaspert, langjähriger Lehrbeauftragter für Kirchengeschichte an der Universität Marburg eine monumentale Festschrift von über 1000 Seiten vorgelegt. 34 Fachleute sind daran beteiligt. Manche geben Einblick in ihre Mitarbeit am BBKL und legen eine Übersicht ihrer Artikel vor, so Joachim Conrad: Die saarländischen Biographien ein Werkstattbericht (S. 193-218). Heinrich Kröger untersucht "Plattdüütsch in de Kark in Lexika, besonders im BBKL" (S. 493-515). Claus Bernet, der schon über 400 Einträge, besonders über Freikirchen und Quäkertum erarbeitet hat, informiert über "Die Schreiber [Vorsitzenden] der DDR Versammlungen" (S. 29-73). Der Mitherausgeber Bernd Jaspert stellt "Das BBKL aus kirchengeschichtlicher Sicht" dar (S. 403-409). Michael Peters prognostiziert "Das Genre der lexikalischen Biografie lebt! 50 Jahre Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon - eine universale Veröffentlichungsplattform für die Zukunft." (S. 763-774). Das ist ehr zu wünschen und dafür besteht berechtigte Hoffnung, weil Traugott Bautz - anders als sein Vater - seit Längerem dabei ist, seine Nachfolge zu regeln. 2019 erscheint Band 40. Dieses Lexikon ist auch Bestandteil der Regionalbibliothek der Freudenthal-Gesellschaft in der Soltauer Bibliothek Waldmühle.

Heinrich Kröger


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