Markus Fiedler

Die Juche-Philosophie in Nordkorea

Rezension


50 Jahre Dschutsche - Die in der nordkoreanischen Verfassung verankerte Ideologie

Es ist durchaus erstaunlich, wie sich die Nordkoreaner aus dem Stahlgewitter des amerikanischen Großangriffs heraus Ihre Unabhängigkeit als Staat erkämpfen und, zumindest jenseits der einschlägig verzerrenden Westmedienberichte, ein erstaunlich prosperierendes Land schaffen konnten. Neben anthropologischen und geographischen Faktoren ist dafür insbesondere Nordkoreas nationale Ideologie des "Dschutsche" verantwortlich, mit der Staatsgründer Kim Il-sung sein Volk vom Objekt zum "Subjekt" - denn genau letzteres bedeutet der Begriff - des historischen Handels zu machen suchte.

Dies geschieht mittels der drei Grundprinzipien: der Volksleitung durch einen Großen Führer, des Primats der militärischen Selbstverteidigungsfähigkeit und der anstelle internationalistisch-globalistischer Phantasien höchst realpolitischen Konzentration auf das eigene Volk. Angesichts der aktuellen weltpolitischen Zeitenwende dürften sich viele Ideologie- und Ostasieninteressierte heuer, genau 50 Jahre nach der Verankerung des Dschutsche in der nordkoreanischen Verfassung von 1972 und 30 Jahre nach der allfälligen Streichung des Marxismus-Leninismus als Richtlinie in jener von 1992, über diese originelle und alles andere als trivial zu begreifende anderweltliche Staatsdoktrin und ihre Geschichte informieren wollen.

Angesicht der bei uns in jeder Hinsicht schwer zugänglichen nordkoreanischen Primärliteratur wird der hier zu Lektüre empfohlene Band des Soziologen Markus Fiedler dabei eine wertvolle Unterstützung darstellen, fügt er doch etliche Angaben zum Dschutsche in inhaltlich gegliederter Form und geschichtlich eingeordnet äußerst hilfreich zusammen.

Vor einem halben Jahrhundert wurde das Dschutsche Kern der Verfassung Nordkoreas

Auch wenn man mit der englischsprachigen Umschrift des Ideologienamens im Titel nicht recht glücklich wird, die wohl eine Wortmarke untermauern soll, aber bei deutschen Lesern allzu schnell zur billigen Verlesung als eines staatsverordneten Juche-Juchheirassas führt, kann man das Erscheinen dieses höchst willkommenen Einführungs- und Quellenwerkes im für sein philosophisches Programm renommierten Bautz-Verlag nur mit Nachdruck begrüßen.

T.W. Wyrwoll


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